Ricardo Piglia, Ins Weiße zielen
„In meiner Familie werden die Männer verrückt, sobald sie Väter sind.
Sieh dir meinen Vater an: Er hat seine Zweifel nie besiegen können. Er
wusste nur, dass er der Vater meines älteren Bruders war, und Lucio war
der Einzige, der ihm seine Wünsche erfüllte, außer bei der Wahl seiner
Frau.“
Erst jetzt fiel Renzi auf, dass sie in immer kürzeren Abständen ins Haus
ging. Wieder verschwand sie, und er konnte sehen, wie sie sich über
einen Glastisch beugte.
„Was machst du da?“, fragte er sie.
„Ein bisschen Salz“, antwortete sie grinsend, während sie sich einen
zusammengerollten Hundert-Peso-Schein in die Nase steckte und sich
erneut über den Tisch beugte.
„Sieh einer an, die Mädchen vom Dorf. Lässt du mich auch eine Linie
ziehen?“
In seinem neuen Roman entführt uns Ricardo Piglia in die trügerische
Ruhe der argentinischen Provinz. Während alle Welt glaubt, der schwule
Japaner Yoshio habe den Ausländer Durán getötet, entwickelt Kommissar
Croce mit Hilfe des aus Buenos Aires angereisten Journalisten Renzi
seine eigene Theorie: Waren es wirklich nur die körperlichen Reize der
Zwillingsschwestern Ada und Sofía Belladona, die Durán in die Pampa
gelockt haben? Was hatten deren Vater und Bruder, die Besitzer der
hiesigen Fabrik, mit dem Opfer zu schaffen? Piglia bietet alles auf, was
das Genre des Krimis ausmacht. Nichts ist so, wie es scheint.
Empfohlen von Klaus Bittner, Buchhandlung Klaus Bittner GmbH
Den Titel finden Sie in der Zentralbibliothek auf der 2. Etage (Signatur: U Piglia, Ricardo)!