Zugegeben! Er ist mein Favorit! Das erste Märchen, das mich mitriss in die Tiefe war seine “Meerjungfrau“. Und denk ich an Sylvester fällt mir sogleich “Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern” ein. Nicht ganz so bekannt ist sein Neujahrsgeschichte “Zwölf mit der Post“. Und wer noch mehr sprühende Phantastik von ihm lesen möchte, dem sei “Spaziergang in der Sylvesternacht” empfohlen. Es ist sein zauberhaftes Jugendwerk, gleichzeitig die erste bedeutende Prosa des 24jährigen Studenten. Durch die verschneite dänische Hauptstadtsilhouette streift ein einsamer Flaneur Holmens Kanal entlang. Und am Wegesrand erscheinen ihm bereits die Vorboten jener märchenhaften Figuren, die seinen Weltruhm begründen werden. Und höchst amüsant zu lesen ist, was der junge Mann der Welt im Jahre 2128 prophezeit: das Luftschiff, die Macht Rußlands und der Aufstieg Amerikas, aber auch für die Bibliotheken hat er eine Vision. Sein überbordende Phantasie führt in ein Schloß, von dem uns heute immer noch über 100 Jahre trennen. Vor ihm öffnet sich eine Galerie:
“Das Getäfel unter den Fenstern enthielt Bücherregale, und neben jedem Regal hing an einer kleinen silbernen Kette ein lebender Katalog, das heißt ein alter Star oder Papagei, der den Bibliothekar spielte und die Namen aller Bücher herunterschnarren konnte. Ach wie wenige waren dort von der Sorte, die uns jetzt überschwemmen! Selbst die Arbeiten unserer besseren Dichter waren zu ausgewählten Werken zusammenschmolzen…” (S. 44)
Mehr sei nicht verraten und es ist der Phantasie jedes einzelnen überlassen, wie er sich die Bibliothek von 2128 vorstellt.
gp
Das Buch “Spaziergang in der Sylvesternacht 1828/29” von Hans Christian Andersen steht im Bestand der Zentralbibliothek, und freundliche Bibliothekarinnen auf der 2. Etage helfen es zu finden.
Mehr Literatur zur Jahreswende findet sich hier.
Bild: Christian Albrecht Jensen 1836 gefunden bei Wikimedia Commons.