Das Geschenk
Chuck, so hieß der Held in Wolf Wondratscheks legendärem Gedichtband „Chucks Zimmer“ aus dem Jahr 1974. Heute, im fortgeschrittenen Alter, blickt Chuck – Wondratscheks Alter ego – zurück auf sein Leben, auf vergebene Chancen und verpasste Gelegenheiten. Auf die 68er-Generation, Liebschaften, Drogen und die Bedeutung, die die Literatur für ihn hatte. Und auf das größte, wichtigste Geschenk, das er sich selbst gemacht hat, schaut er: seinen Sohn. Allerdings zeigt der 14 jährige die gleichen Symptome, die Chuck einst zum Rebellen werden ließen, er pfeift auf die elterlichen Wahrheiten und Ratschläge. Wie Chuck ist auch „das Arschloch der 80er“, wie Wondratschek sich einst selbst nannte, inzwischen altersweise geworden. Sein Ton ist behutsamer, seine Aussagen durchdachter, seine Prosa durchdrungen von Liebe zu seinem Sohn. Stellenweise sehr komisch, niemals kitschig, überhaupt nicht larmoyant, aber auch ein wenig traurig – so dürfen und müssen Erinnerungen sein. Wondratschek ist auf der Höhe seiner Kunst angekommen. Hanser Verlag, 17.90 €, 176 Seiten