Ich lese gerade… Yuri Herrera

Abgesang des Königs

Copyright: Nikolaus Heidelbach
Klaus Bittner

Er sang die Geschichte hingebungsvoll wie eine Hymne und energisch wie ein Anrufer, aber vor allem machte er sie anschmiegsam, damit die Leute sie mit Beinen und Hüften lernten und später wiederholen konnten.“
Mit diesem Auftritt beginnt der Dienst des Sängers, der im Mittelpunkt des kleinen Romans steht und aus dessen Sicht und durch seine Balladen seine und die Geschichte des Königs erzählt wird.  Aber wer ist der König? Nur ein Drogenboss, nur ein Herrscher über ein riesiges Gebiet in der Wüste Mexikos, von dem alle abhängig sind in Gutem wie im Bösen? Der die Polizei oder Politiker, eigentlich alle an „Hof“, für sich arbeiten lässt, solange sie seinen Interessen dienen. Das erinnert natürlich an Mafiastrukturen. Und natürlich ist der Künstler der Hofnarr, solange gewünscht und geduldet, wie er die Heldentat seines „Königs“ besingt und seine Nase nicht zu tief in seine Geheimnisse steckt. Aber zum Glück ist unser Corrida-Sänger zu naiv oder doch instinktiv zu schlau, um sich ganz in diesem Sumpf zu verlieren. Er beobachtet, durchschaut, singt und liebt. Aber wie Herrera durch die Augen seines Sängers den Charme der Macht, die Gier, und die Verführbarkeit deren Handlanger schildert, ist so wundersam und meisterhaft, dass man sich am Ende verwundert den Sand aus den Augen reibt. „ Gehen wir, gehen wir endlich.“
Den Roman finden Sie in der Zentralbibliothek unter “U Herrera, Yuri” .

bit/mks

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