Meine Krönung
Was braucht man mehr als eine Haushälterin und deren köstliche Linsengerichte? Gilbert Kaplan, unser Titelheld, ist zufrieden damit und mit seinem Leben. Vielleicht noch ab und an eine kleine Plauderstunde und ein Gläschen Wein mit seinem Nachbarn, einem alten Veterinär, wenn man sich elend fühlt oder erkältet ist. Der hat zwar auch keine Ahnung von Erkältungskrankheiten, dennoch fühlt man sich hinterher leichter und besser, fast geheilt, vor allem wenn Monsieur Kaplan aus seiner Pariser Wohnung dann noch dem Treiben auf den Straßen zuschauen kann. Wenn nur nicht dieser große Preis wäre, den man ihm neuerdings verleihen will. Es ist ihm peinlich, für etwas geehrt zu werden, das so viele Jahre zurückliegt und an das er sich nicht mehr erinnern kann. Erinnern tut er sich allerdings noch an viele kleine Episoden seines Lebens, z. B. an seine unglückliche Frau oder seinen eigenwilligen Sohn, den er so viele Jahre nicht mehr gesehen hat. Nach China fährt er aber auf jeden Fall nicht, die Chinesen haben ihn zwar eingeladen, aber das ist ihm zu weit und dort gibt es auch viel zu viele Menschen, dies ist ihm unangenehm. Und einen neuen Anzug will er auch nicht haben. Am Besten er geht gar nicht zur Preisverleihung. Doch Madame Ambrunanz wünscht es sich so sehr! Véronique Bizot gelingt mit dieser knappen Novelle ein kleines Meisterwerk, das uns gerührt, melancholisch, nachdenklich, aber auch amüsiert und beschwingt zurücklässt.
Dem Roman finden Sie in der Zentralbibliothek unter “U Bizot, Véronique”.
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