Yohio – Big in Japan

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Er ist 17, wuchs in einer Musikerfamilie auf und kommt aus Sundsvall, einem mittelschwedischen Kaff. Und in Japan war er schon eine große Nummer, als ihn in Schweden noch keiner kannte. Früh interessierte er sich für japanische Kultur und visual kei, lernte autodidaktisch die Sprache und wurde Gitarrist und Sänger.

Inzwischen singt er auf Japanisch, trat sieben Mal in Japan auf, und ist in der Szene ein Star. Musikalisch lässt er sich nicht einsortieren: von Dubsteb bis Deathcore bringt er alles, was so grad in seinen Kram passt. Aber was ihn in Europa aus allen Rastern fallen lässt, ist sein Aussehen. Wenn er in die Kunst- und Bühnenfigur „Yohio” schlüpft, verwandelt er sich in ein wunderhübsches Mädchen, dessen blonde Haare rosa Spitzen verzieren.

 Die große Bühne in Schweden betrat Yohio kürzlich beim „Melodifestivalen”, der nationalen Ausscheidungsrunde für den Eurovision Song Contest  im Mai in Malmö (s. Video). Äußerst knapp verpasste er mit seinem Song „Heartbreak Hotel” die Chance, sein Land beim ESC-Heimspiel zu vertreten.

 Wäre es nur nach dem schwedischen TV-Publikum gegangen, hätte er gesiegt. Aber eine ebenfalls stimmberechtigte europäisch zusammengesetzte Jury, verwies ihn auf Platz 2. „Europa hat mich gedisst”, meinte Yohio anschließend lakonisch. Offensichtlich waren die kontinentalen Musikexperten noch nicht bereit für einen Typ wie ihn.

Am Song kann es nicht gelegen haben. Der war bereits auf ESC- und Radiotauglichkeit getrimmt. Aber ein enger weißer Lederdress, rosa Federn, Make-up und die androgyne Irritation wollte man vielleicht dem Rest Europas ersparen. Selbstbewusst wischt Yohio jede Vermutung vom Tisch, dass sein Faible für “visual kei” etwas mit Sex zu tun hat. “Manche Leute mögen das denken”, meint er, „aber in Japan, wo die Szene entstand, ist daran nichts Sexuelles! Ein Kerl trägt ein Kleid, na und! Es ist nur eine Bühnenshow.”

 Mit „Heartbreak Hotel” will er nicht in eine Schublade. Diese Woche erschien in Schweden sein erstes Solo-Album „Break the border” und daran soll man ihn messen. Privat ist der bekennende Hetero eher schüchtern, hängt  am liebsten zu Hause mit Freunden ab. Seine Botschaft ist unmißverständlich: „Die nächste Generation nach mir wird schlauer sein. Die Werte der westlichen Musik werden an Dominanz verlieren, ebenso die Demütigung von Frauen durch Sexualisierung und Romantisierung.”

gp

P.S.: Selbst Schuld die Schweden, wenn sie den ESC nicht gewinnen wollen! Der Vollständigkeit halber hier der Siegertitel und schwedische Beitrag für das ESC-Finale. Und hier mal  Yohio auf Japanisch und im Interview.

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