Wie schwul sind die Simpsons?

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„Hinter den schwulen Lachern – Homosexualität bei den Simpsons“ heißt das jüngste Buch des Kölner Bibliothekars Erwin In het Panhuis, in dem er sich damit befasst, wie sich die Zeichentrickserie zu schwulen und lesbischen Themen (wie etwa der Homo-Ehe) positioniert. Der Verfasser stellt nicht nur viele Figuren mit ihrer recht flexiblen sexuellen Orientierung vor, sondern auch viele popkulturelle Referenzen. Die Simpsons vermitteln für ein Millionenpublikum ein typisch amerikanisches, aber untypisch aufgeschlossenes Bild von Schwulen und Lesben.
Wir befragten Erwin In het Panhuis zum Buch:
1. Wie kommt man darauf ein Buch über die schwulen Seiten der Simpsons zu schreiben?
Vor einigen Jahren fiel mir beim zappen auf, dass Schwule und Lesben oft vorkommen und dass dabei mit vielen popkulturellen Anspielungen gearbeitet wird. Und weil es in der Sekundärliteratur nur um Themen wie Medien und Politik geht, habe ich hier eine Forschungslücke gesehen.
2. Gibt es auch Familienmitglieder der Simpson die schwul / lesbisch sind?
Patty, die Schwester von Marge, ist lesbisch. Über viele Jahre gab’s nur Andeutungen, aber in einer Folge über die Homo-Ehe von 2005 hat sie ihr Coming Out gehabt. Sie ist eine derbe und laute Lesbe und das ist toll.
3. Welche schwul/lesbischen Figuren gibt es noch in der Serie?
Der Musiklehrer der Grundschule ist z.B. schwul und viele der Hauptfiguren haben eine recht flexible sexuelle Orientierung. Daneben habe ich noch rund 60 schwule und 10 lesbische Nebenfiguren näher betrachtet, die jedoch meistens nur einmal zu sehen sind.
4. Was sind Ihre Lieblingszenen und wo lachen Sie?
Ich mag diesen hintergründigen Humor. Wenn sich Fidel Castro darüber aufregt, welches Image die Castro-Street in San Francisco hat oder Marge fragt: “Wusstest Du, dass bisher jeder US-Präsident ein weißer, heterosexueller Mann war?”
5. Ist die Serie wegbereitend für mehr Toleranz?
Ja, aber nur indirekt. Sie setzt sich für gleiche Rechte ein, aber das wird durch das Mittel der Satire in subversiver und nicht moralisierender Form erreicht. Und diese indirekte Form finde ich sogar noch besser.
6. Was ist Ihr Fazit?
Ich finde es zwar schade, dass einzelne Themen wie Aids fast vollständig ausgeblendet werden, aber insgesamt ist der Humor in Bezug auf Schwule und Lesben intelligent, fair und sehr unterhaltsam.
Rund um den Globus ist das Buch schon aufmerksam besprochen worden, von den USA, über Russland bis Georgien.
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Im Rahmen von ColognePride dem zweiwöchiges Programm rund um den CSD Köln stellt Erwin In het Panhuis heute abend, 20 Uhr, im Café Duddel, Zülpicher Wall 8, sein Buch vor. Der Eintritt ist frei.
Erwin In het Panhuis: “Hinter den schwulen Lachern – Homosexualität bei den Simspsons” Verlag des Archivs der Jugendkulturen, Berlin 2013.
gp
Foto oben: Copyright Axel Bach

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