Zombies in Köln

… und was man dagegen tun kann
Warm war’s in den vergangenen Tagen. Kann man Schülern da in über 2 Stunden wissenschaftliches Arbeiten und Recherche in Bibliothekskatalogen und Datenbanken zumuten? Und das so kurz vor den Sommerferien?
Kann man, muss man aber nicht. Und so habe ich ein Projekt realisiert, dass mir schon länger durch den Kopf geht: Gamifizierung des Methodentrainings. Mit Zombies!
Das Szenario: Zombies in der Schildergasse
Ausgangspunkt war das Szenario, dass Köln von der Zombieapokalypse bedroht wird. In der Schildergasse wurden schon die ersten Untoten gesichtet, die Schüler haben sich in der Bibliothek verschanzt, und wir haben noch ein wenig Zeit, bevor die Zombies auf uns aufmerksam werden. Wir müssen uns informieren: Woher kommt die Epidemie? Wodurch wird sie verursacht und kann man dagegen etwas tun? Wie verteidigen wir uns? Wie halten wir uns in der Bibliothek am Leben, versorgen uns mit Nahrung, Trinkwasser und Medizin? Können wir fliehen und wenn ja, welches ist der beste Weg?
Themensammlung

Was muss man wissen, um zu überleben?
Was muss man wissen, um zu überleben?

Im ersten Schritt haben wir Themen gesammelt, und die Schüler zeigten sich dabei sehr kreativ und umsichtig. Die Schüler konnten sich aussuchen, zu welchem Thema sie forschen wollten. Sie hatten 10 Minuten Zeit, um sich einen ersten Überblick über ihr Thema zu verschaffen, und danach wurde im Plenum dafür gesorgt, dass jeder auf demselben Stand ist. Wir konnten einige Themen kurz andiskutieren und damit entscheiden, worauf der Fokus einer Recherche liegen sollte.
Followerpower!
Live getwittert, Leben gerettet ...
Live getwittert, Leben gerettet …

Die Gruppe, die sich mit verschiedenen Kommunikationswegen auseinandersetzen wollte, sellte einen Schüler ab, der während der gesamten Zeit für die Echtzeitkommunikation via Twitter zuständig war. Er hatte die Aufgabe, von den Recherchefortschritten zu berichten, Ergebnisse via Twitter zusammenzufassen und mit der Außenwelt zu kommunizieren. Das geschah über den Account der Stadtbibliothek, wobei der Schüler seine Tweets mit Namenskürzel kenntlich machte. Und tatsächlich gab es hilfreiche Follower, die zum Erkenntnisgewinn beitrugen und sich am Geschehen beteiligten!
Falsche Info? Lebensgefährlich!
Nach der Erstinformation sollten die Schüler dann tiefer in ihr Thema einsteigen und in der Bibliothek nach Informationen suchen. Auch das Internet konnte herangezogen werden („Solange wir noch Strom und Netz haben …“). Allerdings habe ich hier deutlich auf die Relevanz verlässlicher Quellen hingewiesen, denn wer mit diesem Thema leichtsinnig umgeht und sich auf unsichere Hinweise verlässt, ist tot. Ein gutes Argument, oder? Also haben wir den Wikipedia-Artikel zu Zombies erst einmal dem Wikibu-Check (www.wikibu.ch) unterzogen und festgestellt, dass er ganz passabel ist – im Gegensatz zu unverlässlichen Zombieseiten im Internet. Einschlägige Fachliteratur gab wichtige Hinweise zur Bekämpfung der Zombies und wurde mithilfe der #followerpower auf Twitter auch diskutiert. In den Datenbanken der Digitalen Bibliothek fanden wir Artikel aus medizinischen Fachquellen ebenso wie statistische Daten zur Ausbreitung von Epidemien.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Der weiß mehr!
Der weiß mehr!

Insgesamt konnten wir eine ganz beeindruckende Menge an Informationen zusammentragen. Die wichtigste Erkenntnis war aber: Wir hatten Spaß! Die Schüler waren während der ganzen Veranstaltung sehr lebhaft bei der Sache und haben ganz nebenbei eine große Menge an verschiedenen Recherchewegen kennengelernt – so nebenbei, dass einigen das noch nicht einmal aufgefallen ist … Vor allem Schüler, die Bibliotheken gegenüber Vorurteile haben und ein „normales“ Recherchetraining eher kritisch sehen, waren hier voll bei der Sache und konnten sogar mit ihrem Fachwissen punkten. Sieg auf ganzer Linie!Ausbaufähig war aus meiner Perspektive noch die Nachnutzbarkeit der Ergebnisse – wir hätten gut alles in einem Wiki sammeln können, so dass die Schüler auch von den Ergebnissen der anderen Kleingruppen profitieren könnten und auch im Nachhinein noch die Möglichkeit hätten, auf die Ergebnisse (und vor allem den Lösungsweg) zuzugreifen. Das hätte aber wiederum mehr Zeit benötigt.
Außerdem wäre noch denkbar, jede Austauschrunde im Plenum mit einer Abstimmung und Punktevergabe zu verbinden. Für gute Diskussionsbeiträge gäbe es dann Bonuspunkte, die in der Summe über Sieg und Überleben entscheiden. So ein Voting würde vermutlich auch beim Zusammentragen der Ergebnisse im Plenum für mehr Aufmerksamkeit sorgen.
Zwei weitere Gruppen haben das Konzept durchgespielt und kleinere Schwachstellen offengelegt. Alle konnten Feedback geben und beim nächsten Mal klappt’s dann halt besser. Wir werden diese Idee bestimmt wieder einsetzen. Und verratet bitte keinem, dass ich erst einen Zombiefilm in meinem Leben gesehen habe …
(cd)

7 Antworten auf „Zombies in Köln“

  1. Hat dies auf Christoph Deeg rebloggt und kommentierte:
    Liebe Leser,
    heute “reblogge” ich einen Beitrag der Stadtbibliothek Köln. Dort hat man versucht, etwas ziemlich langweiliges wie einen Kurs zu Recherche und wissenschaftlichem Arbeiten für Schüler durch Gamification zu erweitern. Das Beispiel zeigt sehr gut, welche Möglichkeiten für Unternehmen und Institutionen entstehen, wenn man Gamification nutzt. Natürlich funktioniert das nicht immer, aber immer öfter:-)
    Wen mehr über Gamification wissen möchte kann sich viele Beiträge hier auf meinem Blog freuen. Und natürlich gibt es die Facebook-Gruppe: games4culture: https://www.facebook.com/groups/games4culture/
    Ganz liebe Grüße
    Christoph Deeg

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