Spielen im Namen der Bildung – Next Level Conference im Dortmunder U

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Foto: Svenja Isken

In beeindruckender Kulisse des Dortmunder U’s besuchte ich vor kurzem für die Stadtbiliothek Köln, in der ich für den Bereich Gaming zuständig bin, die Next Level Conference. Auf insgesamt fünf Etagen wurde das Thema „Kunst und Kultur der digitalen Spiele“ nicht nur in Vorträgen und Workshops behandelt, sondern konnte auch selbst beim Spielen an den zahlreichen Gamingstationen erfahren werden. Die Ausstellung „Computerspielen – Perspectives of Play“ zeigte außerdem eindrucksvoll wie aus Spielen Kunst werden kann.
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Foto: Nina Kiel

In seiner Eröffnungsrede „Spielräume eröffnen – Gamification in Bildungskontexten“ berichtete Markus Haberkorn von der Universität Trier, dass Kinder mit wachsendem Alter den Spaß am Lernen verlieren. Gamification, also das spielerische Vermitteln von Wissen, kann diesen wieder zurückbringen. So kann Angry Birds verwendet werden um die Newtonschen Gesetze zu erklären und auszutesten oder mit Civilization eine Ergänzung zum Geschichtsunterricht geschaffen werden.
In Vorträgen wie „Spielen ist gut für dich“ von Prof. Linda Breitlauch wurde anschaulich gezeigt, was mit Spielen gerade im Bereich der Serious Games möglich ist. So haben britische Studenten in Zusammenarbeit mit der British Library u.a. in mühevoller Kleinarbeit eine Computersimulation erstellt, in welcher man nun das London des 18. Jahrhunderts erforschen kann. Die Initiative „Teach with Portals“ ermöglicht es Schulen und Bildungsträgern eine vereinfachte Form des Spiels Portal kostenlos zu nutzen, um eigene Rätsel und Level zu kreieren, in denen z.B. physikalische Problemstellungen praktisch gelöst werden.
Dass Spiele auch auf einer anderen Ebene nicht mehr nur ausschließlich Spaß sind, zeigten auch die Vorträge unter dem Thema „eSport als jugendkulturelles Phänomen“. Mit zunehmender Verbreitung des Internets entwickelt sich eSport immer mehr zu einem Sport, in dem nicht nur die Preisgelder, sondern auch die Akzeptanz immer weiter steigt. Erst vor kurzem stellten die USA einem südkoreanischen Profispieler ein offizielles Sportlervisum aus.
Neben Wirtschaft, Kunst und Bildung wurde auch das Thema Gender näher betrachtet. Während im Panel „Women N Games“ vor allem Erfahrungen ausgetauscht wurden, berichtete am Samstag Journalistin Helga Hansen von der Konstruktion von Geschlecht in den Medien und zeichnete das Bild einer immer noch von Männern dominierten Spielewelt. Mit „Zelda starring Zelda“, in dem die Rollen getauscht werden und Zelda Link rettet oder dem Blog Repair her Armor, der den weiblichen Protagonistinnen per Retusche eine richtige Rüstung verpasst, zeigte Sie interessante Beispiele zur andauernden Diskussion zur Gleichberechtigung von Frauen im Spielesektor.
Wie sieht also die Zukunft des Gaming aus? In fast allen Vorträgen wurden die Chancen der Spielbranche gerade jenseits des Mainstreams im Bereich der Independent Spiele gesehen. Neue und offenere Spielkonzepte deren spielerische Möglichkeiten nur durch die eigene Kreativität beschränkt sind, waren allgemein gewünscht. Marco Siegmund von den Spieletestern NRW wünschte sich für die Zukunft allgemein eine Dezentralisierung des Marktes, eine Personalisierung der Geschichten und einen Schritt hin zur Deprofessionalisierung. Als Positivbeispiel wurde nicht selten das Spiel Minecraft genannt, welches in die Kategorie der Open-World-Spiele fällt. Solche bieten nahezu unendliche Möglichkeiten und Freiheiten kreativ tätig zu werden. Vom detailgetreuen Nachbau der Enterprise bis zur eigenen Stadt ist alles möglich.
Neue Spielkonzepte wie Second Screen (z.B. Wii U, Google Glasses), ein wachsender Markt im Bereich des mobilen Spielens auf Smartphones und Tablets sowie immer mehr Spiele die Sensorik (z.B. Xbox Kinect) nutzen, zeichnen zusätzlich ein spannendes Zukunftsbild.
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Foto: Nina Kiel

Neben aktuellen Trends und spannenden Konzepten, bot die Next Level Conference vor allem aber auch die Möglichkeit nach Herzens Lust verschiedenes anzuspielen und auszutesten. Im interaktiven Workshop „Street Games“ wurde deutlich, dass für Spaß am Spielen nicht zwingend Konsole oder PC nötig sind. Benötigt wird lediglich ein System, Spieler, klare Regeln und ein angestrebtes Ziel – gespielt werden kann letztendlich überall.
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Foto: Svenja Isken

Im Abschlusspanel „Spiele machen ernst – Games in der Kulturgesellschaft“ wurde diskutiert wie Spiele zukünftig stärkeren Einzug in den Bildungs- und Kultursektor halten können. Hierzu müssen Angebote geschaffen werden, die das Spielen allen Akteuren – auch generationsübergreifend – nahebringen.
Die Next Level Conference trägt jedes Jahr mit ihrem vielfältigen Programm einen wichtigen Teil zu dieser Entwicklung bei.
Fotos: Svenja Isken / Nina Kiel

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