Claudio Abbado (†) und die Bibliothekarin

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Für ZEIT ONLINE gehörte er zu den „berühmtesten Dirigenten weltweit”. Der Berliner Tagesspiegel schrieb: “Der große Dirigent war ein Menschenfreund mit unerschütterlichem Idealismus.” Und unter der Überschrift „Der scharfe Rundblick eines Leuchtturmwächters bemerkte die FAZ: „Unter Claudio Abbados Dirigierhänden wurden alte, bekannte Werke zu neuen und aufregenden Offenbarungen.”

Heute starb der italienische Star-Dirigent im Alter von 80 Jahren in Bologna. Stationen seiner Karrieren waren u.a. die Leitung der Mailänder Scala, der Berliner Philharmoniker und der Salzburger Osterfestspiele sowie die Gründung des Lucerne Festival Orchestras.

Eine, die heute ganz besonders trauern wird, ist die Bibliothekarin Sylvia Hoffmann. Als 15jährige erwacht in ihr 1963 bei einem Pariser Konzert der Berliner Philharmoniker unter Karajan die Liebe zur Klassischen Musik. 1978 entdeckt sie beim Hören einer Abbado-Schallplatte (Mahler, vierte Sinfonie), was sie fortan nicht mehr loslassen wird: „Beim dritten Satz der Mahler vier war es um mich geschehen.” 1982 sitzt sie in der Londoner Royal Festival Hall und hört ihr erstes Abbado-Konzert. Die Eintrittskarte wird die Nr. 1 ihrer ersten Konzert-Kartei.

Ein Tagespiegel-Artikel vom 24.06.2013 beschreibt ausführlich, was Sylvia Hoffmann (mittlerweile im Ruhestand) von allen Abbado-Fans unterscheidet: Sie legt ein einzigartiges privates Archiv über ihn an (vermutlich das umfangreichste der Welt, so die Autorin Deike Diening). Sie reist zu allen seinen Konzerten und ihre gut systematisierte Sammlung ist ihr bibliothekarisches Meisterstück: „Eine unordentliche Bibliothek wäre ein Widerspruch in sich.”

Inzwischen hat sie weltweite Kontakte, Biografen fragen bei ihr an und in den nächsten Tagen und Wochen wird sie soviel zu tun haben, wie vielleicht nie zuvor in ihrer Tätigkeit als Archivarin.

„Es ist das Prinzip der Bibliothek auf ein Leben angewendet.”

gp

Eine Antwort auf „Claudio Abbado (†) und die Bibliothekarin“

  1. Die Bibliothekare der Gegenwart füllen eigentlich keine Archive mehr, sondern Datenbanken. Jedenfalls von dort aus alles verwaltet. Das Ganze klingt dann aber schon viel weniger romantisch.

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