Unser 3-D-Drucker im Dienst der Wissenschaft, Teil 2

Gegossene Götter –  nicht nur eine schöne Alliteration, sondern auch eine interessante Ausstellung im Ägyptischen Museum der Uni Bonn.
Und wir haben dazu beigetragen!
Aber der Reihe nach.
Vor Kurzem erreichte uns eine Anfrage aus Bonn, ob es möglich sei etwas mit unserem 3D-Drucker auszudrucken. Die Datei kam direkt hinterher und damit eine spannende Geschichte. Und die geht so:
Unversehrt gefundene antike Bronzegussformen geben Aufschluss über das Handwerk der damaligen Bronzegießerei. Das Besondere daran: dadurch, dass die Gussformen unversehrt sind weiß man, dass sie nie benutzt wurden. Denn bei Entnahme des Gusses wird die Form immer zerstört. Gleichzeitig bleibt natürlich auch der Blick ins Innere und damit auf das Modell verschlossen.

Original Bronzegussform. Foto: Jürgen Vogel/Ägyptisches Museum der Universität Bonn

3D-Vorlage des Inneren der Gussform

 
Es war u.a. mit unserem 3D-Drucker möglich, den Vorgang des Bronzegießens zu rekonstruieren und für die Ausstellung anschaulich werden zu lassen.
Und so funktioniert es (das Betrachten der Fotos trägt zum Verständnis bei 😉 ):

  • Das Innere der intakten und somit geschlossenen Gussform [siehe Bild 1] wird mit Hilfe eines CT ausgelesen, Ergebnis war im konkreten Fall die 3D-Datei [siehe Bild 2] des Kindgottes Harpokrates (frühere Versuche mit Röntgenaufnahmen brachten keine zufriedenstellenden Ergebnisse).
  • Diese 3D-Datei druckten wir in der Stadtbibliothek Köln mit unserem 3D-Drucker aus.

 

  • Mit dem gedruckten Modell [3] wurde ein Silikonabdruck – quasi ein Negativ – des kleinen Harpokrates erstellt [4], der wiederum eine Art Zwischen-Gussform war.
  • Die Form aus Silikon wurde mit Wachs gefüllt, Ergebnis ist ein kleiner Wachs-Harpokrates. Mit dieser Silikonform können nun viele Wachsfiguren hergestellt werden [4].

 

  • Jetzt wird es spannend: Das Modell aus Wachs wird mit einer Keramikmasse umhüllt, eingeschlossen und schließlich gebrannt. Durch die Hitze wird nicht nur das Keramik hart, sondern das Wachs fließt gleichzeitig durch einen kleinen Auslass aus der Form. Zurück bleibt der Hohlraum in Form des Harpokrates in der harten Gussform.
  • Der Hohlraum der Gussform wird mit Bronze gefüllt [5], die Form nach dem Erkalten vorsichtig zerschlagen.
  • Nun hält man einen kleinen Harpokrates aus Bronze in der Hand [6].
  • [7] Harpokrates, hübsch gemacht! 🙂

Das Ganze wird übrigens Wachsausschmelzverfahren genannt. Logisch, oder?

Verlauf der Rekonstruktion des Wachsausschmelzverfahrens
Verlauf der Rekonstruktion des Wachsausschmelzverfahrens

 
Es freut uns sehr, dass wir mithelfen konnten dieses Verfahren für die Ausstellung zu rekonstruieren!
Und allen, die sich das trotzdem nicht so richtig vorstellen können, raten wir sich den 7. März 2015 im Kalender zu notieren. Dann kann man sich im Ägyptischen Museum der Uni Bonn seinen eigenen kleinen Harpokrates gießen.

ck

Weiterführende Links:
Link zur Ausstellung: http://www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de/ueber-das-museum/sonderausstellung
Projekt Bronzegusswerkstatt: http://www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de/projekte/bronzegusswerkstatt
Stadtbibliothek Köln im Dienst der Wissenschaft (Teil 1): http://stadtbibliothekkoeln.blog/2013/08/22/stadtbibliothek-koln-im-dienst-der-wissenschaft/

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