Die Putzfrau und der König

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Die siebenjährige Luisa gehört zu unseren fleißigsten Leserinnen. Aber sie denkt sich auch gerne tolle Geschichten aus und schreibt sie sogar auf.  So wie diese Super-Story vom einsamsten König der Welt. Aber lest selbst….

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Donnerwetter Luisa! Sehr gut gemacht! Wir sind hin und weg!

Über diese Geschichte können natürlich auch Erwachsene sinnieren. Das Aschenputtel als Archetypus gibt es schon seit über 2000 Jahren. Erste Spuren finden sich bei den alten Griechen und Römern. Das Motiv findet sich im chinesischen Kaiserreich (9. Jhd.), in Persien (12. Jhd.) und andernorts. Über 400 Varianten des Märchens sind nachgewiesen. Große Autoren wie Puschkin, Novalis und Hans Christian Andersen konnten sich der Magie des Mauerblümchens nicht entziehen. Und als Pop-Musical unter dem Namen”Cinderella” erreicht es heute Millionen.

Diese Botschaft lautet: eine unglückliche, unterdrückte Heldin, erlebt die ganz große Liebe. Und die Moral von der Geschichte: das Gute wird immer belohnt!

Luisa geht mit ihrer Neufassung einen Schritt weiter. Sie bereinigt das Märchen von Moralin und jedem mystischen Schnick-Schnack (Muttergöttin versus böse Stiefmutter, Tauben, Goldener Schuh). Radikal reduziert sie das Spannungsfeld auf den Treff an der Tür, um die Situation gleichzeitig extrem zu zuspitzen. Die unglaubliche Einsamkeit des Königs (bei all seinem Reichtum und seiner Macht) und seine verzweifelte Suche ihr zu entkommen, mündet in den Blitzeinschlag der ersten Begegnung mit der Putzfrau. Gekonnt setzt Luisa die Schönheit als soziale Macht in Szene. Diese siegt in Sekundenschnelle über den Standesunterschied. Luisas Putzfrau ist selbstbewusst und…  ja, wir können es uns nicht nur denken, was sie geantwortet hat, sondern uns sehr gut vorstellen, was sie dabei gefühlt hat. Eine Mischung aus Tsunami und Vulkan trifft aufeinander! Gleichzeitig vertauschen sich die Rollen. Die Putzfrau findet ihr Glück, wo sie nur einen Job gesucht hat. Der König schmilzt dahin wie Butter im Backofen. Konsequenter lassen sich Machtverhältnisse nicht auf den Kopf stellen.

gp

P.S.: Das Original-Aschenputtel, in dem der etwas einfältige Prinz eine Schuhprobe braucht, statt die Schönheit an sich zu erkennen, mag zumindest für Kinder heute kaum nachvollziehbar sein.

P.P.S.: Wer das jetzt alles für Quatsch mit Soße hält, sei daran erinnert, wie der amtierende König von Schweden 1972 seine Frau in München kennengelernt hat.

 

4 Antworten auf „Die Putzfrau und der König“

  1. Klasse Geschichte, Luisa 👸 ! Und wie viel Wahrheit darin steckt, da kann sich so manch Erwachsener ne Scheibe von abschneiden. Ich bin gespannt auf deine nächste Geschichte!

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