Winnetous Mörder ist tot

Karl May kannte keine Gnade. In seinem Buch „Winnetou III” wird der Häuptling der Mescalero-Apachen von einem Sioux erschossen. So niedergeschrieben im Jahr 1893.

Bereits in den Zwanziger Jahren flimmerten die ersten Karl-May-Verfilmungen in den Kinos. Die ganz große Welle wurde 1962 mit „Der Schatz im Silbersee” los getreten. Maßgeblichen Anteil am Erfolg der Produktionen für die Leinwand hatte die Musik von Martin Böttcher, der damit auch die Charts stürmte. Obwohl in den Streifen von der literarischen Vorlage oft nicht viel übrig blieb, eins stand fest: in „Winnetou III” musste der „edle, gute Indianer” sterben. Das widersprach nun allen auf „Happy Ending” programmierten Sehgewohnheiten. Entsprechend wurde 1965 in allen deutschen Kinos Rotz und Wasser geheult, als Bösewicht Rollins Winnetou hinterhältig abknallte. Dabei hatte er eigentlich Old Shatterhand im Visier, aber selbstlos warf sich Winnetou in die Schussbahn.

Der Übeltäter wurde vom italienischen Schauspieler Rick Battaglia gespielt. Und in kompletter Verkennung von Schein und Sein hatte er anschließend in Deutschland nicht mehr viel zu melden. Bei Veranstaltungsauftritten wollte niemand etwas mit ihm zu tun haben. Jahrelang war er „der Mann, der Winnteou erschoss”. “Sie haben es mir nie verziehen, dass ich ihren Winnetou erledigt habe. Ich bekam Morddrohungen und wurde selbst von kleinen Kindern böse angeschaut“, sagte Battaglia im Rückblick. “Aber die Bösen kriegen nun einmal die besten Mädels. Also bereue ich gar nichts!”

Als kleine Entschädigung erhielt er 1995 den Karl-May-Preis „Scharlih“. Letzten Freitag starb Rick Battaglia in seinem Heimatort Corbola im Alter von 88 Jahren friedlich in seinem Bett. Und wir sind dankbar, dass er uns verziehen hat: Möge er in Frieden ruhen!

gp

P.S.: Die entscheidende Szene, die die Tränenflut auslöste, kann hier ab  1:20 min gesehen werden.

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