Schon gelesen? Teil 21 – “The Hate U Give”

 

“The Hate U Give” von Angie Thomas

The Hate U Give von Angie Thomas

Die 16-jährige Starr führt zwei Leben: Tagsüber ist sie eine von sehr wenigen schwarzen Schüler*innen einer Privatschule in einem Reichenviertel; außerhalb der Schule lebt sie mit ihrer Familie in einem schwarzen Armenviertel, das von Bandenkriegen und Drogen beherrscht wird, und hilft ihrem Vater im Lebensmittelladen. Um in beiden Welten anerkannt zu werden, hat sie gelernt, sich perfekt anzupassen. Das funktioniert so lange, bis sie eines Abends nach einer Party in ihrem Viertel die einzige Zeugin wird, als Khalil, ein enger Freund aus Kinderzeiten, bei einer Polizeikontrolle erschossen wird. Die Polizei stellt es als Notwehr gegen einen bewaffneten schwarzen Drogendealer dar, und Starr ist die einzige, die bezeugen kann, dass er unbewaffnet war und bei der Kontrolle keinen Widerstand geleistet hat. Aber dazu muss sie ihr perfektes Doppelleben aufgeben und sich zu ihren Wurzeln bekennen.
Sehr überzeugend schildert die Autorin Starrs Weg vom Schock über Trauer, Reue und Wut zu Mut und Selbstbewusstsein – und vom passiven Erdulden zum aktiven Handeln. So ist Starr zunächst sehr enttäuscht, als sie mitbekommt, dass Khalil in Drogengeschäfte verwickelt war, aber sie erkennt im Laufe ihres Reifungsprozesses, welche Mechanismen sozialer Ungerechtigkeit dazu führen, dass Menschen in dem Armenviertel zu Gang-Mitgliedern und Drogendealern werden. Und die tiefe Überzeugung, dass der Tod eines Menschen nicht weniger schlimm ist, wenn er vorher Falsches getan hat, lässt sie den Mut finden, für die Gerechtigkeit einzustehen – auch wenn sie damit sich selbst und ihre Familie in Gefahr bringt. Dabei lernt sie, auch in ihrem Freundeskreis offen zu ihrer Identität zu stehen und rassistische Verhaltensmuster klar zu benennen.
Ein sehr guter und wichtiger All-Age-Roman im Kontext der Diskussionen und Proteste über Rassismus und der Black Lives Matter-Bewegung. Überzeugend aus der Perspektive eines schwarzen Mädchens geschrieben, lässt es (weiße) Leser*innen nachdenken über ihre eigenen Privilegien und unbewusste rassistische Handlungs- und Denkmuster. Dabei ist die Handlung so spannend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, bis man die letzte Seite gelesen hat. Zurecht wurde es in den USA und Deutschland mehrfach ausgezeichnet.
Das Buch ist bei uns als gedruckte Ausgabe und als e-book in Deutsch und Englisch ausleihbar.

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