Schon gelesen? Teil 38 – “Mephisto”

“Mephisto” von Klaus Mann

Der begnadete Schauspieler Hendrik Höfgen macht Karriere. Mitte der 1920er Jahre zuerst im Hamburger Künstlertheater, wo er schnell zum Publikumsliebling avanciert. Politisch sieht er sich selbst eher links und er verachtet die Nazis, aber öffentlich möchte er sich lieber nicht zu sehr festlegen. Als Hamburg zu klein wird für sein großes Ego, macht er Karriere in Berlin, wird auch hier schnell Publikumsliebling, ist sogar international als Filmschauspieler erfolgreich. Dann kommen die Nazis an die Macht. Sein Widerwille gegen die rechtsradikale Diktatur währt nur kurz; zu süchtig ist er nach dem Ruhm und der Begeisterung des Publikums. So beschließt er, die hässliche Politik auszublenden und auch unter dem neuen Regime den Erfolg zu suchen. Unter dem Protektorat des Ministerpräsidenten macht er auch im „Dritten Reich“ ganz groß Karriere und wird sogar Intendant des Staatstheaters. Nur in einem kurzen späten Moment der Einsamkeit erkennt er, dass er für seine Karriere nicht nur seine Ehe und viele Freundschaften geopfert, sondern auch seine Seele verkauft hat.

Die Parallelen zur Karriere von Gustav Gründgens – eines ehemals engen Freundes und Ex-Schwagers von Klaus Mann – sind offensichtlich. Dennoch wird man diesem großartigen Roman nicht gerecht, wenn man ihn nur als „Schlüsselroman“ betrachtet. Nicht nur ist es dem Autor hervorragend gelungen, den Typus des opportunistischen Karrieristen auf schaurige Weise lebendig werden zu lassen. Auch stellt er sehr klar heraus, wie die Verharmlosung und das Verdrängen des aufkeimenden Nationalsozialismus den Aufstieg der Nazis erst ermöglichten. Klaus Mann schrieb das Buch im Jahr 1936; er selbst war – wie die gesamte Familie Mann – da schon seit 3 Jahren im Exil. So ist sein Buch auch ein verzweifeltes Plädoyer gegen den Nationalsozialismus: eindringlich, packend, sarkastisch, glaubhaft, an manchen Stellen fast prophetisch.

Unbedingt sehenswert ist auch die Verfilmung von István Szabó mit einem herausragenden Klaus Maria Brandauer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert