Schon gelesen? Teil 51 – „Die Mitternachtsbibliothek“

„Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig

„Was und wenn sind zwei völlig harmlose Wörter. Aber setzt man sie nebeneinander haben sie plötzlich die Macht einen für den Rest des Lebens zu verfolgen. Was wenn…?“ – Briefe an Julia (Concorde Entertainment, 2010)

Jeder kennt wohl das Gefühl, nicht zu wissen, ob eine Entscheidung, die man getroffen hat, richtig war und fragt sich hin und wieder, was gewesen wäre, hätte man nicht diesen, sondern jenen Weg im Leben eingeschlagen. Nicht selten sind solche Überlegungen mit Schuld und Sorge verknüpft. Hätte man nicht diese Karriere gemacht, in einer bestimmten Situation anders reagiert, ein Familienmitglied öfter angerufen. Was wenn? Ein Gedankenspiel zu solchen Überlegungen bietet dieses Buch.

Nora hat einen schrecklichen Tag. Eigentlich läuft es schon seit Jahren furchtbar, sie hadert mit ihren Lebensentscheidungen, ist unglücklich und verzweifelt. Ihre Selbstzweifel und Schuldgefühle fressen sie innerlich auf. Als sie arbeitslos wird und am selben Tag ihr geliebter Kater überfahren wird, hält sie es nicht mehr aus und beschließt, sich das Leben zu nehmen.
Als sie zu sich kommt, findet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder, quasi einer Wartehalle zwischen Leben und Tod. Hier ist es immer 12 Uhr und die Regale stehen voller Bücher. Jedes davon enthält ein Leben, wie es wäre, hätte sie andere Entscheidungen getroffen. Sie bekommt die Gelegenheit, all diese Leben auszuprobieren. Die Zeit kann sie nicht zurückdrehen, aber sie bekommt die Gelegenheit zu prüfen, ob sie heute glücklicher wäre, wenn sie doch mit ihrer besten Freundin nach Australien gegangen wäre, ihr Potenzial als Sportlerin voll ausgeschöpft, die Band ihres Bruders nicht kurz vor dem Plattenvertrag verlassen oder sich nicht von ihrem Verlobten getrennt hätte.
Nora muss sich auf dieser Reise durch mögliche Leben mit ihren Schuldgefühlen, Hoffnungen, Träumen, ihrer Reue und den Fragen „Was ist eigentlich Glück?“ und „Wer möchte ich wirklich sein? Und warum?“ auseinandersetzen.

Das Cover des Buches "Die Mitternachtsbibliothek" vor einem grauen Stoffhintergrund

Obwohl diese Fragen durchaus schwer wiegen können, schafft es dieses Buch, mit sehr viel Leichtigkeit und Fingerspitzengefühl mit ihnen umzugehen. Matt Haigs Roman ist ein Pageturner, der dazu einlädt, darüber nachzudenken, wie die eigene Mitternachtsbibliothek wohl aussehen und welche Bücher man dort vorfinden würde. Absolute Leseempfehlung!

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