Dienstags, 18 Uhr: Deutsch Dialog – eine Ehrenamtliche erzählt aus dem sprachraum

Jeden Dienstag um 18 Uhr trifft sich eine buntgemischte Gruppe im sprachraum der Stadtbibliothek – der Treffpunkt Freundeskreis mit dem Sprachangebot Deutsch Dialog. Entstanden ist die Gruppe aus einer Initiative von Studierenden, die zunächst einige Unterkünfte der Stadt Köln besuchten und dort Spieleabende mit Geflüchteten veranstalteten. Irgendwann wandelten sich diese Treffen zu gemeinsamen Ausflügen oder Aktionen wie Fußball, Klettern, Wandern, Theater- und Konzertbesuchen oder internationalen Kochabenden. Seit gut zwei Jahren ist auch das Sprachangebot Deutsch Dialog im sprachraum ein fester Treffpunkt geworden. Unsere Treffen sind also mittlerweile eine „feste Größe“ und doch jedes Mal anders.
Jede Woche kann ich mich darauf freuen, bekannte Gesichter wieder zu treffen und meist einen ganzen Haufen neuer Leute kennenzulernen. Denn jede Woche verändert sich die Gruppe. Am Anfang starten wir immer mit einer Vorstellungsrunde oder einem Kennenlernspiel, wobei ich immer wieder staune, wie vielfältig sich die Gruppe oft zusammensetzt.  Anschließend machen wir – ein Team aus ehrenamtlichen jungen KölnerInnen – verschiedene Angebote, in denen jedoch stets das gemeinsame Sprechen im Fokus steht. Wir lesen Texte zu aktuellen Themen oder sprachlichen Besonderheiten, üben Briefe oder Bewerbungen schreiben und unterstützen individuell bei Hausaufgaben oder Prüfungsvorbereitungen.

Lernende im sprachraum. ©Stadtbibliothek Köln.
Lernende im sprachraum. ©Stadtbibliothek Köln.

Am schönsten ist es für mich immer, wenn sich nach kurzer Zeit Gespräche und Diskussionen entwickeln, die einen mitgebrachten Text oder eine Übung nebensächlich werden lassen. Es herrscht immer eine lockere, offene Atmosphäre. Ich bin immer wieder begeistert, was für ein gegenseitiges Interesse herrscht und wie sich alle untereinander unterstützen – mit Erklärungen auf Deutsch oder durch kleine Übersetzungen in der jeweiligen Muttersprache. Oft sind einige BesucherInnen auch viel besser in der Lage, grammatische Phänomene zu erklären, da wir Ehrenamtlichen uns mit den meisten Regeln nie explizit auseinandersetzen mussten. So gelingt es, dass alle aktiv an den Gesprächen teilnehmen können und die gegenseitige Unterstützung umfasst wirklich alle, die beim Deutsch Dialog zusammenkommen. Ohne dieses Engagement wäre der Deutsch Dialog in so einer Form gar nicht möglich!
Für viele BesucherInnen sind gerade die „Selbstläufer-Gespräche“ besonders wichtig, da sich für viele in ihrem Alltag leider nicht die Gelegenheit ergibt, regelmäßig deutsch zu sprechen. Deshalb kommen viele immer wieder in den sprachraum und besuchen neben dem Deutsch Dialog auch andere Gruppen. Dies geht aus den Gesprächen bei unseren Treffen immer wieder hervor.
Ich komme vor allem deshalb immer wieder, weil es jedes Mal auf eine andere Art und Weise bereichernd ist. Ich habe im Deutsch Dialog eine Menge spannender, persönlicher Geschichten gehört, erlebe immer wieder eine unglaublich offene und freundliche Atmosphäre und kann mich in diesem Rahmen mit einerseits sehr unterschiedlichen Menschen austauschen, die andererseits aber immer wieder viele Gemeinsamkeiten untereinander feststellen, die man vorher vielleicht nicht vermutet hätte.
Ein Beitrag von Laura Leimbach, seit 5 Jahren in Köln und angehende Lehrerin, begeistert sich für interkulturellen Austausch und neue Erfahrungen.
 
Siehe auch:

#europawoche – Begegnungen im sprachraum

Es ist Europawoche! Eine Woche lang feiert die Europäische Union ihre Existenz mit Workshops, Konferenzen, Lesungen und vielem mehr. Zu diesem Anlass haben wir am Montag zusammen mit unseren Freunden der Kaiserin-Augusta-Schule zwei Integrationsklassen der Grundschule Don Bosco in den sprachraum eingeladen.
Zur Vorbereitung stellte André Spang sich und seinen Gymnasiasten der KAS zunächst die Frage:

Was können wir für Kinder tun, die neu nach Deutschland kommen?

Ob Flüchtling oder nicht: Die Antwort der digitalkompetenten Schülerschaft sind liebevoll gestaltete Apps, Lernspiele und YouTube-Filme. Zum Sprachenlernen, vor allem aber zum Willkommenheißen. Vincent, 12 und Tae-Su, 11 – beide Schüler der KAS – verwandelten die Kulisse des sprachraums etwa in ein Filmstudio.

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Lucas, Tae-Su, Habibullah und Vincent sind Filmemacher.

Mit der App Toontastic drehten die beiden zusammen mit Lucas, 9, aus Brasilien und Habibullah, 9, aus Afghanistan einen Film über einen Gorilla, der sich mit einem Rollerblader anlegt – alles inklusive dramatischer Struktur und Versöhnung am Ende.
Es war sehr spannend zu beobachten, welche Effekte dieses Treffen auf die Kinder hatte. Die (etwas größeren) Gymnasiasten waren sichtlich begeistert davon, das von ihnen entworfenen Lern- und Willkommensmaterial in Action zu sehen. Die (etwas kleineren) Willkommensklassen ließen sich bereitwillig darauf ein und wurden von Minute zu Minute selbstbewusster. Erst zurückhaltend, flitzten sie kaum eine Stunde später durch den Raum, drehten Videos, machten Selfies oder steuerten Roboter.

Für die KAS-Schüler und für die Kinder aus Afghanistan, dem Irak, Brasilien, Ungarn und Syrien verging der belebte Vormittag wie im Fluge. Wir danken Mehmet Kutlu, Nilgün Kaya (Don Bosco), André Spang (KAS) und natürlich zuvorderst den Schülerinnen und Schülern. Es war toll mit Euch!
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Danke!

 
 
P.S.: Unter diesem Link findet ihr die von den KAS-Schülerinnen und -Schülern entworfenen Apps, Spiele und Videos.
Logo Europawoche _Refugees welcome
 
 

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Gemeinsam lernen und sich engagieren- der sprachraum wurde eröffnet

DSCN2463Am vergangenen Samstag wurde unser sprachraum feierlich eröffnet.  Der sprachraum ist ein frei zugänglicher Begegnungs- und Lernort für Menschen unterschiedlicher Herkunft direkt neben dem Gebäude der Zentralbibliothek. Im sprachraum kann man gemeinsam lernen und sich bei verschiedenen Veranstaltungen wie Gesprächskreisen, Deutsch-Nachhilfestunden und Beratungsangeboten austauschen. Der Sprachraum wendet sich besonders an die zahlreichen Willkommensinitiativen, die sich im Bereich der Flüchtlingsarbeit engagieren.

Eröffnet wurde sprachraum durch unsere Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach. Im Anschluss stellten IMG_3520die Direktorin Dr. Hannelore Vogt und der Projektkordinator Markus Volz verschiedene Initiativen vor, die sich bereits im Flüchtlingsbereich engagieren. Die Schülerinnen und Schüler der Kaiserin-Augusta-Schule (KAS) mit ihren Lehrer Herr Spang erzählten selber auf der Bühne von ihrem Projekt. Sie haben im Rahmen ihres Religions-Unterrichts die Frage gestellt, wie sie einen Beitrag zur aktuellen Flüchtlingsproblematik leisten können. Das Ergebnis waren mehrere Lern-und Spiele-Apps und Lernvideos, die von den Schülern erstellt wurden. Diese sollen Kindern beim Erlernen der deutschen Sprache helfen.

Im Anschluss sorgten zwei Schülerinnen der KAS mit Gitarre und Gesang für einen schönen musikalischen Abschluss und Begleitung der vielen Netzwerkgespräche, die nach dem offiziellen Programm geführt wurden. Die verschiedenen Initiativen und Kooperationspartner des sprachraums stellten sich und ihre Projekte vor. Interessierte konnten so direkt mit den verschiedenen Initiativen im Flüchtlingsbereich ins Gespräch kommen und bereits in Willkommensinitiativen Engagierte IMG_3525konnten sich miteinander vernetzen.

Die Resonanz auf dieses Angebot war durchweg positiv: Der sprachraum kam bei den über 100 Besuchern  sehr gut an und kann ab sofort von allen Interessierten genutzt werden.

Gesund ernähren und Deutsch lernen

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Was ist eine Ernährungspyramide? Wie sieht gesunde Ernährung aus? Worauf muss ich bei der Kinderernährung achten? Diese Fragen beantwortete (u.a) der Workshop „Gesunde Ernährung für Kinder und Erwachsene”. Im Rahmen des Angebotes “BI-IN: Bibliothek und Integration” fand er in der Zentralbibliothek statt.

Wie immer war auch diesmal das 20köpfige Teilnehmerfeld international besetzt. Alle stammten aus zwei Deutschkursen der Kölner „Bénédict International Language & Business School”. Begleitet wurden sie von zwei ihrer Dozenten.

Diplom-Oecotrophologin Heike Diefenthal erarbeitete mit der Gruppe den Aufbau der Ernährungspyramide (s. Bild). Lebhaft diskutierten die Teilnehmer/innen, wie die Kärtchen mit den Lebensmitteln eine “gesunde Pyramide” ergeben könnten. Anhand von Lebensmittelverpackungen erklärte die Expertin zusätzlich die angegebenen Zutaten und beantwortete Fragen. Ganz besonders freute sich eine Teilnehmerin über die Vorstellung des “Einkaufsratgeber für Muslime” von der Verbraucherzentrale.

Lektorin Sabine Geyer und die Auszubildende Britta Feld von der Stadtbibliothek präsentierten informative und interessante Bücher zum Thema. Bei einem ergänzenden Rundgang durch die Bibliothek stellten sie die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten unseres Hauses vor, wobei ein Schwerpunkt auf die Themen Ernährung, Sprache und Kinderbibliothek gelegt wurde.

Sabine Geyer resümierte: „Bei allen Beteiligten kam der Workshop sehr gut an. Es gab wichtige Tipps und Anregungen für unsere Ernährung im Alltag und unüberhörbar machte es den Kursteilnehmern Spaß, ihre Deutschkenntnisse außerhalb des Schulunterrichtes zu erproben und gleichzeitig auszubauen”.

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Ihr lernt bloggen, wir rappen…

Vor Kurzem war wieder ein Integrationskurs bei uns zu Besuch. Neben Büchern und der Recherche boten wir auch eine Schulung an: Im Bloggen. Mit WordPress.  So wie hier!
Damit auch wir etwas lernen, wurde am Ende gerappt. Wir verstehen zwar leider kein Wort davon, aber hoffentlich ist alles jugendfrei… 😉
Um Euch das nicht vorzuenthalten und als kleine Erinnerung für die Gruppe, entstand diese Audioslideshow:

Liebe Grüße an den Kurs!

mks

Blitzgescheites Buschgirl und sinnende Finnen

                                                                                                                                                                             Wer genug hat von der sauertöpfisch-verbissenen Integrationsdiskussion des letzten Jahres, dem sei dringend ein Lektürewechsel empfohlen. Diese beiden Erfahrungsberichte schildern mit scharfer Beobachtungsgabe und viel Humor den Schritt in ein anderes Land. Auf der einen Seite wählt Rose-Anne Clermont, Tochter haitianischer Eltern, geboren in New York, den Weg nach Deutschland. Und Wolfram Eilenberger zieht es von hier nach Finnland. Beide folgen der Liebe, entdecken so eine andere Gesellschaft  und sich selbst neu.

“Buschgirl” Rose-Anne kontert die penentrante “German Besserwisserei” mit Witz und Schlagfertigkeit. Wobei ihre Hautfarbe meistens der Auslöser für die absonderlichsten Assoziationen ist. Etwa, wenn der mondäne Zahnarzt aus der Kudammpraxis in Berlin sie fragt, ob sie bei Hitze auch schwitze.  Oder im ICE beim Lernen von Vokabeln: “Aus irgendeinem Grunde hatte eine Fahrt erster Klasse genausoviel gekostet wie eine zweiter, und ich saß in der ersten Klasse schräg gegenüber von zwei Männern in schicken Geschäftsanzügen. (…) ‘Das arme Ding’, sagte der erste zu seinem Freund. ‘Kannst Du Dir vorstellen, wie schwer es sein muss, Deutsch zu lernen, besonders, wenn man ihre Dialekte bedenkt? Für uns klingt es ja, als schnalzten sie immer nur mit der Zunge.’ ‘Ach Gott’, sagte der zweite Mann nur mitleidig. ‘Vermutlich muss sie erst einmal das lateinische Alphabet lernen.’

Redeten sie wirklich über mich?  Hier in Deutschland mit Hochgeschwindigkeitsinternet und Hochgeschwindigkeitszügen? Oder fuhr ich in einer klapprigen Eisenbahn durch Tiflis?”

Rose-Anne Clermonts Erfahrung sind nicht immer amüsant, aber gerade die Mischung aus bizarren und erheiternden Episoden macht das  Buch  so interessant.

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Bei aller Liebe zu einer Finnin, was spricht eigentlich dafür, ausgerechnet in Finnland zu leben, Wolfram Eilenberger? “Ich meine, wir reden hier von hundertneunzigtausend Waldseen – alle immer kalt!  ,- von acht Monaten unter null, von einer Landesfläche, die zu 25 % nördlich des Polarkreises liegt, von einem Meerbusen, der Eisbrecher benötigt, um befahrbar zu bleiben, und von sommerlichen Fluginsekten, deren Biomasse das Gesamtgewicht von fünf Millionen mehrheitlich übergewichtigen Finnen um ein Vielfaches übersteigt.”  Kälte und Mücken halten den Verliebten nicht davon ab, der Geliebten in den hohen Norden zu folgen.  Und was folgt ist ein höchst vergnüglicher Blick auf eine “fundamentale Fremderfahrung”, die ebenso exotisch erscheint wie die finnische Sprache und ihre Tücken. Mit der Hochzeit kommt die integrative Erkenntnis: “Ich muss das Land mitheiraten, sonst geht es nicht.”

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gp