Der Vision Color ist eines der neuesten E-Reader-Modelle aus dem Hause Tolino. Seit seinem Release vor einem Jahr hat er (glücklicherweise) schon einige Updates erfahren, die das Ausleihen von E-Books verbessert haben. Denn der Vision Color unterscheidet sich maßgeblich von den älteren Modellen – nicht nur in den Leistungen, sondern auch ganz grundlegend in der Technik. Solltet ihr euch einen selbst kaufen oder bei uns ausleihen, werdet ihr schnell merken, dass ihr nicht nur einige neue Features bekommt, sondern im Grunde ein ganz anderes Gerät in der Hand haltet. Testberichte findet ihr zuhauf im Netz – wir möchten euch hier auf die Änderungen hinweisen, die Auswirkungen auf das Ausleihen von E-Books über unsere Plattformen Onleihe oder Overdrive haben.
Achtung – neues Betriebssystem!
Wir fangen mal mit der Technik an, denn der Vision Color läuft nicht mehr mit der gewohnten Tolino-Software (eine ältere Android-Version), sondern mit dem Betriebssystem von Kobo. Das wiederum basiert auf Linux, was sich positiv auf die Akkulaufzeit auswirkt, aber ansonsten leider einige negative Nachwirkungen mit sich bringt.
Die Bedienung des Vision Color ist insgesamt ganz anders aufgebaut als bei den älteren Modellen, die Menüs sind unterschiedlich strukturiert und einige Funktionen muss man gut suchen. Hier mal einige Beispiele:
- Hatten die älteren Tolino-Modelle noch einen voll entwickelten Internetbrowser, ist der nun beim Vision Color in den Beta-Features versteckt, ist also noch in der Entwicklung.
- Wenn ihr euch die Startseiten von Onleihe oder Overdrive als Favorit anlegen wollt, geht das über das Drei-Punkte-Menü am unteren Bildrand, das gerne mal übersehen wird.
- Die Rückgabe von geliehenen E-Books geht nur im Menü “Meine Bücher”, nicht mehr auf der Startseite.
- Auch der Darkmode ist gut versteckt und benötigt viele Klicks zum Ein- und Ausstellen. Darüberhinaus wird der Darkmode nur auf das Buch angewendet, nicht aber auf die Startseite. Wenn man also abends zwischen zwei Büchern wechseln will, wird’s blendend 🙂



Achtung – DRM!
Der direkte Download auf den Reader funktioniert nicht mehr reibungslos. Das hängt mit der Verarbeitung des digitalen Rechtemanagements (DRM) zusammen. Grundsätzlich nutzt der Vision Color das neue Rechtemanagement LCP statt des Rechtemanagements von Adobe, er kann deshalb auch nicht mehr selbst mit einer Adobe-ID autorisiert werden. Bei Kaufbüchern ist das kein Problem, viele Titel in der Onleihe lassen sich aber nicht mehr direkt herunterladen, und bei Overdrive sind alle Titel davon betroffen.
Die Autorisierung geht daher nur über den Umweg über den Computer. Dazu benötigt ihr das Programm Adobe Digital Editions (ADE, das kann man hier herunterladen). Apple-User könnten benachteiligt sein, da ADE auf Apple-Rechnern schon länger Schwierigkeiten bereitet hat. Wer ADE nutzen kann, fährt aber gut damit. Die Titel lassen sich aus Overdrive oder Onleihe leicht herunterladen, in ADE öffnen und dann auf den Reader übertragen. Ein Rückschritt ist das trotzdem, denn der direkte Download ist eigentlich Standard. Außerdem hat die Onleihe ja auch angekündigt, in absehbarer Zeit ganz auf das Adobe-Rechtemanagement verzichten zu wollen.
Wie sieht’s denn aus mit Hörbüchern?
Hörbücher können zwar laut Handbuch gehört werden, die E-Audios der Onleihe sind jedoch nicht nutzbar, weil auch hier das Rechtemanagement nicht greift – man kann also nur gekaufte Hörbücher hören und diese dann per Bluetooth auf einen Kopfhörer oder eine Box übertragen (einen Kopfhöreranschluss gibt es nicht).
Und jetzt mit Farbe!
Warum viele zu diesem neuen Tolino-Modell greifen, ist das Farbdisplay. Endlich zeigt der Reader nicht nur schwarz, weiß und Graustufen an, sondern auch Farbe! Das Cover des gelesenen Buches könnte ja dann wie im Original aussehen. Bücher mit vielen Bilder wie Kochbücher, Reiseführer oder Comics könnten dann endlich auch auf dem E-Reader Spaß machen.
Jein. Der Tolino hat zwar ein Farbdisplay, aber mit wesentlich weniger Farben als euer Smartphone oder Tablet. Die Farben wirken blass und verwaschen. Für E-Books mit wenigen Abbildungen ist das okay, aber das sollte nicht der Kaufgrund sein. Wenn ihr das vorher mal testen wollt, leiht euch ein Gerät bei uns aus und probiert zu Hause aus, wie sich die Farben von anderen Displays unterscheiden. Ich lese meine E-Comics lieber weiterhin am Tablet, da passt auch die Seitengröße besser.


Fazit
Der Tolino Vision Color ist ein angenehm leichter E-Reader, der gut in der Hand liegt und bestens geeignet ist für Menschen, die sich ihre Bücher selbst kaufen. Wenn ihr hingegen unsere digitalen Angebote Onleihe oder Overdrive nutzt, funktioniert das nur dann rund, wenn ihr einen PC mit dem Programm Adobe Digital Editions habt – damit läuft die Übertragung von E-Books reibungslos.
Wer den Reader gern im Urlaub nutzt, muss vorsorgen und alles vor Reiseantritt auf den Reader geladen haben – ansonsten könnte ein spontaner Download auch danebengehen. Wenn ihr ganz sicher gehen wollt, schaut doch mal die super erklärte Anleitung unserer Kolleg*innen in Erlangen an. Und wenn ihr vom Tolino nicht überzeugt seid, testet den Pocketbook Era Color, den werden wir hier demnächst auch noch vorstellen. Beide Geräte könnt ihr bei uns ausleihen.