Die Bibliothek, die Bibliothekarin und Orson Welles

In dieser Bibliothek gibt es keine Regale. Das gesuchte Schriftstück befindet sich in einem Safe und die Bibliothekarin Miss Anderson ist so unterkühlt wie das ganze Ambiente.

Im Film „Citizen Kane” (1941) von Orson Welles findet eine Schlüsselszene in diesen Räumlichkeiten statt. Reporter Jerry Thompson (William Alland) recherchiert über das Leben des Pressemagnaten Charles Foster Kane (als Vorbild diente der US-amerikanische Verleger William Randolph Hearst).

Die Bibliothekarin (gespielt von Georgia Backus) tritt konzessionslos professionell und nicht (wie man vorschnell meinen könnte) klischeehaft altjüngferlich auf. Dazu ist sie eine souveräne Lesbe. Maskulin, stark und dominant, und in jeder Sekunde Frau der Lage. Mit ihr zu diskutieren erweist sich als völlig zwecklos.

Für die Zeichnung der Bibliothek reichen ein Stuhl, ein Tisch und ein Buch. Wie bei der Herrscherin über diesen Raum fehlt jedes Willkommensgefühl. Im Gegenteil… alles erinnert eher an ein Gefängnis. Für die Story des Films wäre das Bild einer klassische Bibliothek auch kontraproduktiv.

Für viele gilt “Citizen Kane” als bester Film aller Zeiten. Regisseur Orson Welles wäre heute 100 Jahre alt geworden.

gp

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert