Der Blog „Von Büchern und ihren Orten“ ist gestartet: Im Zwei-Wochen-Rhythmus stellt er im „Festjahr 2021 – Jüdisches Leben in Deutschland“ jüdische Bibliotheken weltweit vor.
Der Bogen spannt sich dabei von öffentlichen Stadt- und jüdischen Gemeindebibliotheken über weltberühmte historische Büchersammlungen bis hin zu international renommierten akademischen Einrichtungen. Der zweisprachige Blog – Deutsch und Englisch – richtet sich an Bibliophile, an Menschen, die sich für jüdische Kultur interessieren und an alle Neugierigen, die unbekannte Kultur-Orte kennenlernen möchten:
https://www.jewish-libraries.com
Die Juden gelten als das Volk des Buches. Fast überall dort, wo es jüdisches Leben gibt, gibt es auch jüdische Bibliotheken. Die Wurzeln hierfür liegen im religiösen Studium, für das Bücher, wie etwa die hebräische Bibel und rabbinische Kommentare, unverzichtbar sind. Schon für das Mittelalter lassen sich bedeutende Manuskriptsammlungen jüdischer Gelehrter und Gemeinden nachweisen. Jedes jüdische Lehrhaus ist daher gleichzeitig auch Bibliothek. Die Liebe zu Büchern hat sich in der jüdischen Gesellschaft auch auf die säkulare Bildung übertragen. Auch unter den bedrohlichsten Bedingungen bauten Jüdinnen und Juden Sammlungen und Bibliotheken auf, selbst in der Zeit der Schoa.
Bibliotheken als Spiegel jüdischen Lebens
„Jüdische Bibliotheken sind Wissensspeicher, Lehrhäuser, Räume der Begegnung und Gedenkorte. Als Spiegel jüdischen Lebens überliefern sie einzigartiges Wissen über jüdische Geschichte und Gegenwart“, erläutert Ursula Reuter, unter deren Federführung der Blog entstanden ist. Als Geschäftsführerin der Germania Judaica leitet sie die weltweit renommierte Spezialbibliothek zur Geschichte des Deutschen Judentums. Die Bibliothek wurde in Köln gegründet, ist heute in der Stadtbibliothek Köln beheimatet und auch organisatorisch eng mit ihr verknüpft. Der Blog, den die Germania Judaica gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner, dem Salomon Ludwig-Steinheim-Institut initiiert hat, ist ein Projekt im Rahmen des „#JLID Festjahr 2021 – Jüdisches Leben in Deutschland“. Finanziell ermöglicht hat es das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.
In kompakten Texten stellen sich die Einrichtungen selbst vor, zahlreiche Bilder zeigen die verborgenen Schätze, die es dort zu entdecken gilt. Zur Idee zum Blog erklärt Ursula Reuter: „Jüdische Bibliotheken sind als kleine, von der breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommene Einrichtungen häufig in ihrer Existenz bedroht. Sie brauchen gerade heute Aufmerksamkeit, Vernetzung und vor allem auch virtuelle Sichtbarkeit.“
Die Germania Judaica
1959 gründeten engagierte Kölner Bürger die Germania Judaica. Sie wollten der interessierten Öffentlichkeit Geschichte und Kultur der deutschen Juden näherbringen und damit die „Unkenntnis, die heute noch die alten Vorurteile nährt“ (so der Mitgründer Heinrich Böll) bekämpfen. Aus dieser Initiative ist eine der größten Spezialbibliotheken zum deutschsprachigen Judentum weltweit entstanden. Sie kooperiert mit vielen ähnlichen Bibliotheken und Sammlungen in Deutschland, Europa, Israel, den USA und weiteren Ländern. Die „GJ“ hat ihren Sitz heute in der Kölner Stadtbibliothek.
Das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte e. V.
http://www.steinheim-institut.de
Das Steinheim-Institut mit Sitz in Essen wurde 1986 gegründet und ist nach dem jüdischen Mediziner, Religionsphilosophen und Gelehrten Salomon Ludwig Steinheim benannt. Es erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum. Das wissenschaftliche Forschungsinstitut ist als An-Institut mit der Universität Duisburg-Essen verbunden. Es pflegt intensiven Kontakt mit jüdischen Institutionen in Israel, den USA und europäischen Nachbarländern und versteht sich als kompetenter Ansprechpartner, wann immer es darum geht, Zugänge zur jüdischen Geschichte und Kultur zu erlangen.