Kia Ora: eine Bibliothekarin am anderen Ende der Welt

© Babett Hartmann
Die 18 INELI-Teilnehmer

Vor ein paar Wochen durfte ich nach Neuseeland auf Dienstreise gehen. Wie es dazu kam? Der Aufenthalt war Teil eines Projektes der Gates Foundation mit dem Titel „INELI“ (International Network of Emerging Library Innovators). Ziel ist es, innovative Entwicklungen im Bibliothekswesen voranzutreiben. Über 2 Jahre hinweg haben 18 Nachwuchsbibliothekare aus 16 Ländern die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen und einzelne bibliothekarische Themen in Projektgruppen zu bearbeiten. Die Teilnehmer kommen u.a. aus Kenia, China, Australien, Dänemark, Chile und eben auch Deutschland. Und da eine enge Zusammenarbeit schwer fällt, wenn man sich noch nie zuvor gesehen hat, trafen wir uns für 6 Tage in Neuseelands Hauptstadt: Wellington.
© Babett Hartmann
Blick auf Wellington

Wellington liegt am südlichen Zipfel der Nordinsel und wird durch seinen Hafen und das bergige Umland geprägt. Der botanische Garten z.B. erstreckt sich über einen großen Hügel, so dass es bei einem Spaziergang immer relativ steil bergauf bzw. bergab geht. Den Grund für Wellingtons Spitznamen „Windy Wellington“ bekamen wir schon bei der Landung deutlich zu spüren. Und auch in den nächsten Tagen zeigte sich der neuseeländische Frühling sehr wechselhaft – schwankend zwischen kaltem Regem und sommerlichen Temperaturen.
© Amy Gibson
Presenting Cologne Public Library…

Die 3 ersten Tage unseres Aufenthalts nutzen wir, um einander besser kennenzulernen. Alle 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hielten Kurzvorträge und berichteten dabei über sich, über ihr Land und über ihre Bibliothek. Danach diskutierten wir über Themen wie Bibliotheksarchitektur, die Angebote von Bibliotheken und die Aus- und Weiterbildung von Bibliothekaren. Es fanden sich 5 Teams zusammen, die in den nächsten anderthalb Jahren Projekte zu diesen Themen bearbeiten werden. Mein Team (Neuseeland, England, Deutschland) beschäftigt sich unter dem Titel „Reimagine Your Library“ mit der Umgestaltung und Neuerfindung von Bibliotheksräumen.
© Babett Hartmann
Powhiri zur Eröffnung der LIANZA-Konferenz

Die letzten 3 Tage verbrachten wir auf der LIANZA-Konferenz, der jährlichen Konferenz des neuseeländischen Bibliotheksverbandes. Eingeleitet wurde die Tagung ganz traditionell mit einem Powhiri der Maori. Mit diesem Ritual werden Gäste eines anderen Stammes willkommen geheißen, nachdem sie ihre friedlichen Absichten bekundet haben. In unserem Fall hieß das, dass ein Maori-Krieger auf eine zuvor auserwählte Gruppe von Vortragenden und Organisatoren zuging und ein Farnblatt auf den Boden legte. Ein Mitglied der Gruppe hob das Blatt als Zeichen des Friedens auf und die Gruppe wurde in den Konferenzsaal geführt. Zur Begrüßung wurden nicht Hände geschüttelt, sondern Nasen aneinandergepresst (der sogenannte Hongi). Eine Gruppe von Maori tanzte und sang und führte anschließend den Haka vor, einen beeindruckenden kraftvollen Kriegstanz. Die neuseeländische Rugby-Mannschaft “All Blacks” präsentiert ihn vor jedem Spiel, um ihre Gegner einzuschüchtern. Hier eine Kostprobe.
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Stadtbibliothek Wellington

Neben den Vorträgen der Konferenz konnten wir auch die Stadtbibliothek von Wellington besichtigen und hatten viel Gelegenheit, uns mit neuseeländischen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren zu unterhalten. Am beeindruckendsten waren aber immer wieder die Zusammentreffen mit Maori-Neuseeländern. An einem der Tage trafen wir beim Abendessen auf eine Gruppe von Maori – größtenteils Bibliothekare, die wir bereits von der Konferenz kannten. Sie saßen am Nachbartisch und widmeten uns eines ihrer Lieder. Daraufhin war es an uns zurückzusingen – jeder in seiner eigenen Sprache. Und da ich die einzige Deutsche unserer Gruppe war, musste ich allein aufstehen. Zumindest war es beruhigend zu wissen, dass niemand verstand, was ich da von griechischen Wein sang. Udo Jürgens sei Dank.
In diesem Sinne: Kia ora – möge es dir gut gehen!

(ba)

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