Neulich kam eine Dame an die Auskunft und zückte ein sonderbares Ding aus Plastik
“Meine Markise ist bestimmt schon 50 Jahre alt und ich glaube, dieses Teil hier gibt demnächst den Geist auf.”
Sie hatte gehört, dass man bei uns Dinge einscannen und auch ausdrucken kann – also ab zur Stadtbibliothek! Nach kundiger bibliothekarischer Analyse des Gegenstandes war klar: Unser 3D-Scanner wird davon keine maßgetreue Kopie herstellen können, sondern höchstens eine künstlerisch wertvolle Interpretation. Und der Hersteller der Markise ist ebenfalls nicht aufzutreiben…
Und nun? War guter Rat teuer. “Kennen Sie vielleicht Designer oder Ingenieure in Ihrem Umfeld?”, fragten wir. “Ach, wissen Sie, ich bin schon über 80, die sind alle so alt wie ich…”
Und gerade, als wir sie auf kostenpflichtige Dienstleister aufmerksam machen wollten – die Rettung! Namens Tobias Bode. Aus Overath. Student der Fahrzeugtechnik. Inhaber einer 3D-Lizenz. Belegt zur Zeit verstärkt unseren 3D-Drucker, weil er an seiner Bachelor-Arbeit werkelt.
Er hörte das Gespräch zufällig mit und machte sich mit einem Messschieber aus dem Inventar unseres Hausmeisters freimütig an die Arbeit. Kaum 30 Minuten später war der Zauber mit Solidworks vollbracht.
Weitere 45 Minuten später können wir das Ergebnis in Händen halten. Sieht ziemlich präzise aus, oder?
Herr Bode wurde währenddessen von unserer Markisen-Dame mit Kaffee und Brötchen versorgt. Und Schokolade! Win-Win!
Und was lernen wir daraus?
Ein Makerspace ist nicht nur eine Ansammlung von Technik und Werkzeug – das sind höchstens Startbedingungen. Viel wichtiger: er bringt Menschen unterschiedlichster Interessen und Herkünfte zusammen. Gerade in Bibliotheken, deren Besucherstruktur äußerst heterogen ist, sind die Chancen auf solch fruchtbare Begegnungen hoch.
Die Effekte daraus sind nicht abzusehen – aber umso schöner zu beobachten. Danke, Herr Bode!
sa
Supergenial!!!
Vielen Dank für diesen inspirierenden Artikel. Das ist eine wirklich schöne Geschichte. Da haben sich sicherlich sowohl die Dame als auch die Markise gefreut.
Tolle Geschichte. So profitieren alle voneinander, top!