“Schwierige Gespräche mit Niemandem”

Es gibt Bücher, die gibt es gar nicht! Literarische Phantome, der Phantasie entsprungene Buchtitel, die eine ganze Bibliothek füllen könnten.

Charles Dickens ist bekannt für seine große sprachliche Erfindungskraft. Skurrile Figuren, unheimliche Gemäuer, neblige Moore in unverwechselbaren Geschichten. Aber er schuf auch Romanattrappen mit imaginären Titeln. In seinem Londoner Haus tarnte er die Tür zu seinem Arbeitszimmer mit einer falschen Bücherwand. Für den fiktiven Bestand erfand er Werke wie:

„Schwierige Gespräche mit Niemandem”,

Hansards Ratgeber zur Erlangung eines erquickenden Schlafes” (in 29 Bänden),

“Katalog der Standbilder des Herzogs von Wellington”,

„Die Tugenden unserer Vorfahren”

Die Weisheit unserer Vorfahren” (in sieben Bänden, u.a. untertitelt mit. „Der Richtblock”, „Der Folterphahl, „Streckbett”)

 Heute feiert die literarische Welt den 200. Geburtstag von Charles Dickens.

gp

Bild: wikimedia commons

Flower-Power in Neubrück

Die Älteren werden sich an die Zeit erinnern, die Jüngeren können gerne weiterlesen. Es begab sich also vor 40 Jahren, als die Jugend weltweit aufbegehrte. Und das schon eine ganze Weile. Musikalischer Höhepunkt der amerikanischen Hippie-Bewegung war 1969 das Festival von Woodstock. Dessen akustische Vibrationen erreichten auch die 1970 eröffnete Stadtteilbibliothek Köln-Neubrück. Wenige Monate später signierten 90 junge Leser dort eine „Unterschriftensammlung” mit folgendem Text:

„Die hier Unterzeichnenden stimmen dafür, die der Stadtbücherei Filiale Neubrück angegliederte Musikbücherei möge in speziellen Punkten, d.h. in speziellen Stilrichtungen erweitert werden und wenn dies auch nur durch Anschaffung einzelner Platten (Tonbandkassetten) geschähe. Insbesondere ist dabei der Bereich der modernen Musik angesprochen. Im Speziellen jedoch würden die hier Unterzeichnenden es sehr begrüßen, wenn sich die kompetente Stelle der Stadtbücherei dazu entschließen könnte, ihrer Filiale 22 die Anschaffung der LP: „Woodstock II” zu genehmigen, zumal die LP „Woodstock” schon vorhanden ist und die Ergänzungsschallplatte eine wertvolle Bereicherung bedeuten würde. Als letzteres wäre vielleicht noch darauf hinzuweisen, dass die schon vorhandene LP auf ein unerwartet hohes Interesse von Seiten der Büchereibesucher stieß, was nicht zuletzt durch Vorbestellungslisten zu bestätigen ist, die bis zum 20 Vorbestellungen zu berücksichtigen hatten.”

Und weil die Bibliothekare und die Bibliotheksleitung von Neubrück offensichtlich den selben Musikgeschmack hatten wie ihre jungen Leser unterschrieben sie den Text gleich mit. Die Antwort des damaligen Bibliotheksdirektors Dr. Horst-Johannes Tümmers ließ nicht lange auf sich warten:

„An alle Unterzeichner der Unterschriftensammlung in der Stadtbücherei Neubrück”, schrieb er am 09. Juni 1971:

Liebe Leser und Hörer, Euren Wunsch, auch „Woodstock II” in der Stadtbücherei entleihen zu können, wollen wir erfüllen. Wir haben einen Kassensturz gemach und beschlossen, von „Woodstock I” noch ein zweites Exemplar und „Woodstock II” gleich zweimal zu kaufen. Viel Spaß beim Hören!”

So war das damals.

gp

Bilder: LP-Cover “Woodstock 1” und “Woodstock 2”

P.S.: Heute reicht für den Anschaffungsvorschlag ein Mausklick!

30 Jahre Stadtteilbibliothek Chorweiler


Die Planungen begannen in den 60er Jahren. Herzstück der sogenannten “Neuen Stadt Chorweiler” sollte ein sozial-kulturelles Zentrum werden. Heute nennt es sich schlicht “Bürgerzentrum”. 1977 beschloss der Kölner Stadtrat, dass an diesem Ort auch die Bezirksbücherei eingerichtet werden sollte. Als modernes Kommunikationszentrum ergänzt durch Mediothek, Artothek, eine Kunstsammlung und Raum für Ausstellungen und Veranstaltungen für alle Altersgruppen.
Im gleichen Jahr begann der Bau und 1978 der Bestandsaufbau der Bibliothek. Im Juni 1981 wurden die Räumlichkeiten bezogen und die Regale bestückt. Feierlich an den Start ging das neue Zentrum am 30. Oktober 1981. Der Ausleihbetrieb begann am 2. November 1981 mit 42.000 Büchern. Unter den 100 abonnierten Zeitungen und Zeitschriften waren auch etliche für “Gastarbeiter” (wie man damals sagte). 2000 Schallplatten (auch zum Sprachenlernen) und 1250 Platten, Kassetten und Spiele für Kinder rundeten das Angebot ab.
“So können die Bewohner der Betonstadt sich glücklich schätzen, nach der Zentralbücherei in Köln die größte Ansammlung von Gedrucktem in ihrer Zweigbücherei vorzufinden”, schrieb die Kölnische Rundschau am 4. November 1981 und verschwieg nicht: “Das alles in einer Ausstattung, die noch einmal die fetten Jahre öffentlichen Bauens spiegelt.”
Und heute? Die Schallplatten und Kassetten sind verschwunden. Erweitert wurde der Buchbestand durch CDs, DVDs, CD-Roms, Konsolenspiele und Internet. Ein Raum speziell für junge Erwachsene und eine gemütliche Seniorenecke mit Großdruckbüchern sind eingerichtet. Ein großer Lernbereich für Schüler steht zur Verfügung. Klassen- und KiTA-Führungen flankiert von Hausaufgabenbetreung und Entspannung beim Spiel an der Wii zählt ebenso zum aktuellen Angebot wie Kunstausstellungen und Veranstaltungen.
Besonder engagiert ist die Stadtteilbibliothek Chorweiler im Bereich der  Alphabetisierung.   gp

Bilder: Oben Bibliotheksinnenansicht 1981, unten Mitarbeiter-Team Chorweiler heute.

Chinas Weg zum Erfolg: Alles begann in einer Bibliothek

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Wenn man es überspitzen möchte, könnte man es tatsächlich so sehen.

Alles begann 1918. Der 25jährige Mao Zedong kommt aus der zentralchinesischen Provinz Hunan nach Peking. Durch Vermittlung seines Lehrers bekommt er einen Job als Bibliothekshelfer an der Universität. Dort liest er zum ersten Mal Marx und Lenin. Der Bibliotheksleiter Li Dazhao hat Politökonomie und die russischen Revolution studiert. Er wirkt maßgeblich auf Mao ein…

Alles weitere steht in dicken Geschichtsbüchern (z.B.auf der 1. Etage der Zentralbibliothek).

Heute ist die “sozialistische Marktwirtschaft” China hinter den USA die Nr. 2 in der Weltwirtschaft. Das kann jeder im Privathaushalt überprüfen, wenn er sich auf die Suche nach Produkten chinesischer Herkunft begibt. Auch in Bibliotheken finden sich immer mehr Bücher „Made in China”, etwa bei den Pappbilderbüchern für die Kleinsten.

Zum 90. Geburtstag der Gründung der kommunistischen Partei erscheint jetzt ein Kino-Film, der auf die Anfangsjahre eingeht: „The Founding of a Party“. Im Ausland soll er unter dem Titel „Beginning of the Great Revival” laufen. Schauspieler Liu Ye spielt den jungen Bibliotheksangestellten Mao, der in der Bibliothek nicht nur Marx sondern auch seine erste Liebe Yang Kaihui (Li Qin) kennenlernt. In einer Sylvesternacht muss Mao die Nachtschicht (!) übernehmen und sie begleitet ihn. Als das Feuerwerk beginnt, laufen beide hinaus. Er hebt Yang auf seine Schultern, damit sie es besser sehen kann. Diese herzwärmende Szene vor der Bibliothek findet sich am Min./Sek. 59:58 auf der DVD-Version.

 Hauptsponsor des Streifens ist by-the-way die Firma „Cadillac“, eine Tochter von General Motors.

 gp

Vor 80 Jahren rollte die erste Busbibliothek in Köln

1928 regte ein Kölner Stadtverordneter an, „einen Lesewagen“  für die Vororte einzurichten. In der letzten März-Woche 1931 ging der erste Kölner Bücherbus auf  Tour und machte Station in Riehl, Bayenthal, Dünnwald, Zollstock,


Dellbrück, Höhenberg und Holweide. In der ersten Autobücherei der Stadt (Typ Daimler-Benz) gab es Platz für 2.000 Bücher und eine Theke. „Vor 80 Jahren rollte die erste Busbibliothek in Köln“ weiterlesen