Zwischen Bastelstunde und Business: das stARTcamp 2013

Zu einem ordentlichen Barcamp gehört ein ordentliches Blogposting – als Nachlese, als Fazit, als Selbst-noch-einmal-Revue-passieren-lassen. Und nicht zuletzt gilt es, den Einsatz einiger weniger für viele Barcamper zu würdigen.
Ich hatte das Glück, die Stadtbibliothek in diesem Jahr – es war das dritte stARTcamp seiner Art – vertreten zu dürfen. Meine erste Dienstreise (zu meinem ersten Barcamp) versprach dann auch, für alle Zeiten die kürzeste zu bleiben: ca. 300 Meter trennen die Zentralbibliothek von der Karl-Rahner-Akademie, die Schauplatz des stARTcamps war. Entsprechend frisch und neugierig meldete ich mich dann bei Wibke Ladwig an, eine der drei Organisatorinnen. Als Sozialisierungshilfe gab es einen Button mit dem Namen sowie der Hinweis auf das obligatorische Kreppband, das bitte mit dem eigenen Twitternamen zu beschriften und ans Revers zu pappen sei. Gesagt, getan. Nach kurzer Kaffeebetankung trafen sich dann 130 (!) Menschen zur Eröffnung.
Eröffnung stARTcamp 2013
Ich war gespannt, wie sich so viele Menschen kollaborativ einspannen lassen, ohne dass es bisweilen zu für Barcamps eher untypischen “Frontalunterricht” kommt. Imponiert hat mir die Eloquenz der Veranstalterinnen und die Lockerheit der großen Runde. Wenn sich z.B. jeder von 130 Menschen kurz vorstellen soll, könnte das schnell verkrampft werden. Nicht so hier: Jeder sollte bloß drei Hashtags nennen, die zu ihm passen – diese Kurzform garantiert Kurzweile. Meine persönlichen Lieblings-Hashtags: #weltherrschaft, #niveauflexibel und (natürlich!) #katzen. Ich selbst stellte mich mit #3dprinting, #makerspace und #bullshitbingo vor.
Als nächsten Schritt wurden die “Sessions” zusammengestellt. Will heißen: Wer etwas zum stARTcamp beitragen will, tritt nach vorne, skizziert kurz seine Idee und sofern genug Handmeldungen zusammenkommen, landet die Session auf dem Tagesplan. Diese ad-hoc-Planung geht schnell, ist unkompliziert – und resultiert nicht nur in einem straffen Tagesplan, sondern auch in einem durchaus ansehnlichen Gesamtkunstwerk:
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Im schmerzlichen Bewusstsein, dass ich Michael Scholtens Schnick-Schnack-Schnuck-Turnier verpasse, weil ich berufsbedingt serious business machen muss, setzte ich mich also in die Smartplaces-Session von Frank Tentler. Smartplaces ist ein Projekt, das Orte oder Events im Kultursektor multimedial vernetzt. Das Ziel wäre dann u.a. eine stärkere Bindung z.B. eines Museumsbesuchers, indem er nach Betreten des Museums per Tweet auf eine Tasse Kaffee eingeladen wird. Diese und weitere Möglichkeiten fasste Frank unter dem Begriff Rabbithole zusammen, in das der Besucher – in Anlehnung an Lewis Carrolls Alice im Wunderland – gelockt werden müsse. Schönes Konzept, ganzheitlich gedacht und nicht ohne Anreiz für uns.
Als nächstes setzte ich mich in Ilias NtaisSocial Media Content Strategy Visualisation (puh). Trotz des abschreckend-neudeutschen Titels der Session sollte sie mein Lieblingsevent des Tages werden. Denn: Wir durften basteln! Ziel war es, das anzusprechende Publikum einer Institution (sei es Orchester, Museum oder Bibliothek) qua Schere und Papier zu segmentieren und sich anschließend in einer wild zusammengeworfenen Truppe Strategien für die jeweiligen Gruppen auszudenken. Frei nach dem Motto: Jede Idee ist willkommen. Diese Kreativtechnik berücksichtigt strukturiertes Vorgehen und ‘wildes Denken’ gleichermaßen und so konnten wir nach nur 20 Minuten als Gruppe, die noch nie zusammen gearbeitet hat, sehr gute Ideen für Museumsmarketing zusammentragen.
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Stefan Evertz‘ Vortrag zu Social Media Monitoring stand als nächstes auf meinem Zettel und informierte kompakt über die Grundbegriffe und Tools des Monitoring, also: Wer sagt was über mich im sozialen Web? Und wie komme ich da dran? Gleich danach stellte Rod Schmid sein Projekt Livekritik vor. Die Idee hinter der Webseite ist, dass es für alle möglichen Produkte im Web Bewertungen, Reviews und Rezensionen gibt – außer für Live-Events. Diese Lücke füllt das junge Unternehmen, indem es Nutzer Kritiken zu Konzerten, Lesungen usw. schreiben lässt. So richtig interessant wurde es aber, als Rod aus dem Nähkästchen eines Startups plauderte und Ideen für die Zukunft skizzierte.
In der letzten und sehr gut besuchten Session lauschten wir Patrick Möller, der uns erklärte, was Transmedia Storytelling ist. Nach einem Grundkurs in Narratologie ging es darum, das Geschichtenerzählen auf mehrere Medien (TV, Internet, Smartphone etc.) auszubreiten, ohne den Inhalt jeweils nur auf das andere Medium zu kopieren. Stattdessen sollten die Eigenschaften des jeweiligen Mediums genutzt werden, um der Geschichte neue Facetten zu verleihen. Im Ergebnis gibt es nicht mehr die eine Geschichte, die sich in dem einen Buch nachlesen lässt. Vielmehr wird der Nutzer medial ‘eingepackt’, was ein tieferes Eintauchen in die Geschichte erlaubt. Patricks Beruf ist es, sich solche Geschichten auszudenken und sie technisch umzusetzen. Toller Job!
Und zack, schon war Ende. Die fünf Sessions vergingen wie im Flug! Ein gutes Zeichen. Den drei Organisatorinnen, die sich Herbergsmütter nennen, sei auf’s Herzlichste gedankt für die liebevolle und inspirierende Atmosphäre. Den Mutigen, die eine Session veranstalteten, sei für wertvollen Input gedankt. Im nächsten Jahr komme ich (oder eine Kollegin :-)) sehr gerne wieder.
Fazit
Positiv

  • abwechslungsreiches Programm
  • Follower treffen 🙂
  • Suppe & Schnittchen
  • Input, Input, Input

Nicht-ganz-so-positiv

  • (in den von mir besuchten Sessions:) relativ viel Frontalunterricht (Vortrag + Powerpoint) mit wenig Interaktion
  • kein WLAN (stattdessen Livestream. Vorschlag: wenn Streamviewer weniger als Besucherzahl, dann lieber WLAN für die Anwensenden)

(sa)

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