Die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover hat etwas sehr Spannendes erschaffen. Ein Portal für wissenschaftliche Filme: av.getinfo.de. Jetzt könnte man fragen, warum die TIB nicht einfach herkömmliche Videoportale mit eigenem Kanal benutzt?
Das hier entstandene Videoportal erschließt das Videomaterial in vielfacher Form und so wird es viel durchsuchbarer und detaillierter dargeboten, als das andere Dienste leisten könnten. Bei Youtube zum Beispiel werden eigentlich nur die beigefügten Texte und Schlagworte oder der Titel erschlossen. Das heißt nur die Informationen die dort stehen, können auch gefunden werden. Wenn es aber im Video noch andere Aspekte gibt, die nicht in diesen Angaben stehen, dann sind sie für die Suche erst einmal unauffindbar. Die TIB lässt aber über jeden Film, der hinzukommt, einige Software laufen, um viel erweiterndes Datenmaterial zur Erschließung der Materialien zu gewinnen. Das Ergebnis ist erstaunlich und kann sich sehen lassen.
So wird zuallererst geprüft, aus welchen Szenen ein Film besteht und ein visuelles Inhaltsverzeichnis entsteht, durch das man schnell bestimmte Elemente (wieder-)finden kann. Mancher Videodienst, den man online findet, bietet so etwas bereits in kleinerer Form auch schon an, wenn man mit der Maus über den Fortschrittsbalken fährt. Eine weitere Software prüft die Abbildungen hinsichtlich enthaltener Textelemente, wie zum Beispiel textuelle Einblendungen. Die daraus gewonnenen Begriffe werden mit weiteren Daten, wie dem von der Software erkannten Bildinhalt (z.B.: Animation, Vorlesung, Maschine, etc.) kombiniert. Anschließend gleicht eine weitere Software die erkannten Begrifflichkeiten mit Datenbanken im Hintergrund ab und versieht das verwendete Vokabular mit Ober- und Unterbegriffen, die dazu in Beziehung stehen und ergänzt auch Synonyme oder anderssprachliche Terme (so wird auch eine englische Suche möglich, bei deutschen Daten). Es entsteht eine große Datenbasis, die dann bei der Recherche abgefragt werden kann. Ganz nebenbei wird auch der Inhalt der Filme klassifiziert und bestimmten sachlichen Genres zugeordnet.
Das klingt alles ziemlich verwirrend und umfangreich. Es dient aber alles dazu, Inhalte, die Wissenschaftlern oder anderen interessierten Menschen verborgen bleiben würden, besser auffindbar zu machen. Ebenfalls verschriftlicht und in den Suchindex aufgenommen wird das gesprochene Wort, welches unter Audiotranskript zu finden ist. Im Prinzip soll so jedes gesagte Wort auffindbar werden. So ein Audiotranskript bietet natürlich auch Tücken und gesprochene Worte zu erkennen ist für Software nicht so leicht, wie man spätestens feststellt, wenn man versucht ähnliche Technologien mit eigenen Geräten zu verwenden (z.B. Siri, Google Now, etc.). Versuchen Sie mal mit dem Diktierprogramm Ihres PCs (vorausgesetzt Sie haben ein Mikrofon) einen Text einzusprechen, der genau erkannt wird, und Sie werden sehen, dass es Schwierigkeiten geben wird. Viel wichtiger als die genaue Erkennung jeden Füllwortes sind dabei erkannte Wörter, die auch gesucht würden. Diese führen dann bei einer Erkennung zu einem Treffer bei der Suche und bieten so einen weiteren Sucheinstieg.
Die automatisierte Medienanalyse dieses Portals, die das komplette Füllhorn an Software im Hintergrund umfasst, befindet sich in einer Beta-Phase und es wird bestimmt an vielen Ecken und Enden noch geschraubt und getüftelt, daher wird sich zeigen, wie perfekt die einzelnen Tools werden können und was in der Zukunft vielleicht noch hinzukommt.
Das Videospektrum der TIB richtet sich natürlich hauptsächlich an wissenschaftliche Nutzer, doch für Schüler, die für Ihre Facharbeit in den wissenschaftlichen Startlöchern stehen oder interessierte Nutzer finden wir das Thema unbedingt interessant und daher zeigen wir das neue Tool der TIB auch heute hier. Hoffentlich konnte das sehr bibliothekarische Tool, was bei uns auf jeden Fall auf Begeisterung stieß, weitere Fans finden.
Einfach mal ausprobieren und ein bisschen mit den Möglichkeiten spielen und versprochen, manche der Videos sind unterhaltsamer oder interessanter als viele Youtube-Videos.
bp
Wichtiger Beitrag! Die hier präsentierte automatisierte Video-Analyse erweitert Recherchemöglichkeiten signifikant!
Hab es gleich ausprobiert und bin auf diesen Architektur-Clip von 2013 gestoßen. Auch wenn er keinen linguistischen Inhalt hat, lässt er das bibliothekarische Herz höher schlagen. Ein musikalischer Research-groove treibt die Kameraführung an, und in diesem Zusammenspiel werden die Nutzungsmöglichkeiten einer Bibliothek auf einmal sensorisch erfahrbar.
http://www.architekturclips.de/de/playing/25fps_bibliothek/