Wer war Josef Haubrich?

Geschätzte 100.000 Menschen tragen seinen Namen in ihrem Portemonnaie mit herum, auf vermutlich zehntausenden von Briefen und Mails steht er wöchentlich in der Absender-Adresse, aber das Straßenschild (s.o.) zu finden ist nicht einfach.

Nun, Josef Haubrich (1889-1961) war ein Kölner Rechtsanwalt und Kunstsammler, der seine bedeutende Sammlung expressionistischer über die Jahre des Nationalsozialismus bewahren konnte und sie 1946 seiner Heimatstadt schenkte. Nach Haubrich wurde der nahe dem Neumarkt entstandene Bereich von Kultureinrichtungen Josef-Haubrich-Hof und das von 1967 bis 2001 existierende dortige Ausstellungsgebäude Josef-Haubrich-Kunsthalle genannt.

Jetzt ist die Sammlung endlich wieder in ihrem Zusammenhang zu bestaunen. Im Museum Ludwig ist ab morgen diese diese Ausstellung zu sehen:

Meisterwerke der Moderne. Die Sammlung Haubrich

im Museum Ludwig”

                                 04. August 2012 – 31. August 2013

In der Vorbereitung der Ausstellung wurden drei bemalte Gemälde-Rückseiten wiederentdeckt, von denen zwei, Ernst-Ludwig Kirchners Fränzi in Wiesen und Alexej von JawlenskysVariation, noch nie ausgestellt worden sind. Die Neupräsentation wird diese Doppelbilder besonders herausstellen.

In der Presse-Mitteilung des Museums heißt es:

Es erschien den Kölnern wie eine Botschaft aus einer besseren Welt, als Josef Haubrich 1946 seine Schätze der Stadt übergab. Diese Kunst hatte man schon verloren geglaubt. Sie zog in einer triumphalen Wanderausstellung durch Deutschland und Europa. Heute ist die Sammlung im Museum Ludwig untergebracht. Sie gilt als eine der besten des Expressionismus in Europa, berücksichtigt aber auch Neue Sachlichkeit und andere Tendenzen der Klassischen Moderne.

Rechtsanwalt Haubrich war eine typische Kölner Persönlichkeit, gesellig und großzügig. Und er besaß etwas, das nicht alle Kölner im Dritten Reich besessen haben: Mut. Die Sammlung spiegelt seine Persönlichkeit, seine Lust am Leben und am Neuen. Bereits während des Ersten Weltkriegs begann er damit, Werke zeitgenössischer vorwiegend deutscher Künstler zusammenzutragen, darunter Glanzstücke von Otto Dix,  Emil Nolde sowie  Ernst Ludwig Kirchner. Darüberhinaus zählen Werke von Marc Chagall, Karl Hofer, Heinrich Hoerle, Wilhelm Lehmbruck oder Paula Modersohn-Becker zu den Meisterwerken der Sammlung. Nach 1946, als die Sammlung  weiter wuchs, wurden Werke des Blauen Reiter, Bauhaus oder Kubismus einbezogen.

Und was den zu Beginn angesprochenen Bekanntheitsgrad betrifft: Nun, jeder Bibliotheksausweis trägt unsere Adresse Josef-Haubrich-Hof 1 und wir sind ja auch nicht die einzigen, die vom Josef-Haubrich-Hof aus Post verschicken.

gp

Bilder:
gp (oben)
unten: Portrait Dr. Josef Haubrich von Heinrich Hoerle. Museum Ludwig, Köln (Wikimedia Commons)

Adele für Amy

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Heute vor einem Jahr starb Amy Winehouse. Noch vor ihrer Bestattung wurde Grauenhaftes über sie geredet und geschrieben. Mitleidlos diffamierte man sie als Drogenwrack. Als Monate später das Obduktionsergebnis belegte, dass sie clean war, interessierte das niemanden mehr. Gewiss, sie hatte ein Alkoholproblem, sie litt an schwerem Lampenfieber und trank vor ihren Auftritten, aber in den Wochen vor ihrem Tod versuchte sie vom Trinken los zu kommen. Ein Rückfall raubte ihr das Leben. Die Gerichtsmediziner sprachen von einem „Unglückfall”.

Auch das wird nicht verhindern, dass ihr Image in der breiten Öffentlichkeit weiterhin aus einer Schuldzuweisung an sie selbst bestehen wird.

 

Die passende musikalische Antwort auf diese Katastrophe und den Tribut an Amy zollt die ebenfalls unnachahmliche Adele:

When the rain is blowing in your face,
And the whole world is on your case,
I could offer you a warm embrace
To make you feel my love…

gp

Erinnerungen an Heinrich Pachl


Heinrich Pachl (68) ist tot. Der bundesweit bekannte Kabarettist war lange Jahre Mitglied der Stadtbibliothek. Oft kam er mit dem Rad zur ZB am Neumarkt. Bei seinen Besuchen fand er immer Zeit für einen anregenden Plausch. Es freute uns sehr, dass er ein treuer Nutzer der Bibliothek war.

 Stets hatte er seinen eigenen Kopf, auch im Umgang mit seiner Krankheit; so heißt es. Letzten Samstag starb er zuhause und in den Armen seiner Frau. Heinrich Pachl war ein besonderer Mensch, aber trotzdem erfrischend normal. 

Sein freundliches Wesen werden wir noch lange vermissen.

Bild: wikimedia commons

 gp

Wir sind ein Jahrgang – Online-Mosaik

Logo der Deutschen Nationalbibliothek

100 Jahre Deutsche Nationalbibliothek, 100 Jahrgänge großartiger Literatur und Musik. Die Deutsche Nationalbibliothek feiert nicht sich, sondern die Menschen und die Publikationen, die in diesen 100 Jahren aufeinander trafen. Unter dem Motto “Wir sind ein Jahrgang” kann man Teil eines Online-Mosaiks werden. Laden Sie auf der Projektseite einfach ein Foto von sich hoch, auf dem Sie mit einem Buch, einem Comic, einer Schallplatte, einer CD oder einer anderen Medienform zu sehen sind, die in Ihrem Geburtsjahr veröffentlich wurde. Und dann erzählen Sie was Ihnen dieser Titel bedeutet. Eine schöne Idee der Deutschen Nationalbibliothek – persönlich, lebendig und rührend.
Wer noch ein bisschen mehr über die Deutsche Nationalbibliothek erfahren möchte, ist auf ihrer Website natürlich gut aufgehoben. Nur soviel: die DNB ist der Koloss unter den deutschen Archivbibliotheken. Seit dem 1. Januar 1913 (die Gründung erfolgte 1912) sammelt sie alle Publikationen, die in Deutschland erscheinen, alle Übersetzungen deutschsprachiger Publikationen und alles was im Ausland in deutscher Sprache oder über Deutschland publiziert wird. Seit 2006 gehören sogar Netzpublikationen zum Sammelauftrag der DNB. Eine große Aufgabe, die aufgrund der deutschen Geschichte, an zwei Standorten erledigt wird: Frankfurt am Main und Leipzig.

Happy Birthday, liebe DNB.

(ba)

“Schwierige Gespräche mit Niemandem”

Es gibt Bücher, die gibt es gar nicht! Literarische Phantome, der Phantasie entsprungene Buchtitel, die eine ganze Bibliothek füllen könnten.

Charles Dickens ist bekannt für seine große sprachliche Erfindungskraft. Skurrile Figuren, unheimliche Gemäuer, neblige Moore in unverwechselbaren Geschichten. Aber er schuf auch Romanattrappen mit imaginären Titeln. In seinem Londoner Haus tarnte er die Tür zu seinem Arbeitszimmer mit einer falschen Bücherwand. Für den fiktiven Bestand erfand er Werke wie:

„Schwierige Gespräche mit Niemandem”,

Hansards Ratgeber zur Erlangung eines erquickenden Schlafes” (in 29 Bänden),

“Katalog der Standbilder des Herzogs von Wellington”,

„Die Tugenden unserer Vorfahren”

Die Weisheit unserer Vorfahren” (in sieben Bänden, u.a. untertitelt mit. „Der Richtblock”, „Der Folterphahl, „Streckbett”)

 Heute feiert die literarische Welt den 200. Geburtstag von Charles Dickens.

gp

Bild: wikimedia commons

“Die Bibliothekarin” an den turntables

In der kanadischen Bass-Szene ist sie ein Begriff: Andrea Graham, ein Kraftpaket an den Plattenspielern, besser bekannt unter dem Namen „The Librarian”.  Aber nicht nur als female DJ sorgt sie für Furore, sie ist auch Mitbegründerin des mittlerweile Kultstatus genießenden Bass Coast Festivals in der Nähe von Squamish/Vancouver, BC. Wunderschön in den Bergen und am Wasser gelegen wird hier der öko-orientierten Phantasie keine Grenze gesetzt, z.B. durch Yoga-Kurse, Kunst-Installationen und höchst kreative Bühnengestaltungen.

 Zu ihrer jüngsten Platte „Arctic Swallow„ sagt sie: „It’s a mixture of different styles, yet rooted in low end frequency and they’re sexy and gritty at the same time.”

 Mehr Sound von „The Librarian” liefert dieser Klick und in action seht Ihr sie hier.

gp

Eine Bibliothekarin muß reiten, schießen und durch dick und dünn gehen können!

Die Stellenausschreibung (s. Zitat im Bild) verfasst von der Bibliothekarin Mabel Wilkinson resultierte aus eigener Erfahrung. 1915 ritt sie über 400 Meilen auf ihrem Pferd „Joker” durch Platte County, Wyoming, um ein ländliches Bibliotheksystem aufzubauen. Ob Poststation, Stadt, Dorf oder Gemeinde, quer durch die Prärie, unter brutalen Wetterbedigungen und von Schlangen und wilden Tieren bedroht, nichts konnte die beiden stoppen. Ihre Tour erwies sich als voller Erfolg und für die Menschen in Wyoming wurde sie zu einer Kultfigur.

 Die Wyoming State Library hält bis heute die Erinnerung an „ihre Mabel” wach.

gp

“Des Teufels Nichte” spielte alle an die unsichtbare Wand

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Sie studiert „Szenische Künste” an der Uni Hildesheim, besuchte bei ihrem Dozenten Mathias Mertens ein Luftgitarrenseminar, schreibt inzwischen an einer Diplomarbeit zur Kulturgeschichte der Luftgitarre und schlug dann ihren Mertens bei der Deutschen Meisterschaft der Kunst aufs unsichtbare Instrument ein zu dreschen.

Und gestern zum Abschluß der Weltmeisterschaft im finnischen Oulu ließ sie es so richtig krachen. Aline Westphal, 26, (Künstlername „Des Teufels Nichte”) wurde als erste Frau und erste Deutsche Weltmeisterin in der Luftgitarre. Zwei Auftritte zu den Klängen von “The Pretender” (Foo Fighters) und dem Rage-Against-the-Machine-Klassiker “Without A Face” überzeugten die Jury. Und wir gratulieren mit einer Wind Mill.

gp

Kleines Sommerrätsel für bibliothekarisch Bewanderte

Heute mal ein bisschen Gehirntraining für alle, die sich in der Bibliothekswelt zuhause fühlen. Die folgenden Zitate stammen aus Veröffentlichungen der letzten vier Wochen. Gesucht sind sieben mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten.

1. “…oder dem Dichter des Deutschlandliedes, [?], der einst Bibliothekar im Kloster Corvey war.” Wormser Zeitung

2. “Unter anderem ist er Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Bibliothekare. Was für eine Karriere! Denn eigentlich wollte [?] einst Bibliothekar werden, konnte dies aber, wie er sagt, “aus nachgewiesener Dummheit” nicht werden. Als Fachverleger für die Bibliothekare weltweit hat er sich dann “gerächt” und die Experten all die Jahre mit unendlich vielen Büchern verfolgt.” Deutschlandfunk

3. “In Amerika arbeitete [?] zuerst als Bibliothekar auf der Gefängnisinsel Rikers Island, ab 1945 als Fotograf bei den Vereinten Nationen.” SPIEGEL ONLINE

4. “Obwohl er mehrfach als Pianist auftrat, nahm er 1937, ein Jahr nach seiner Promotion, eine “sichere Stelle” an: Er wurde Bibliothekar (und später Bibliotheksdirektor) an der Technischen Universität Graz…[?] Kleine Zeitung

5. [?] “…hat lange vom Schreiben geträumt und war Arbeiter, Bibliothekar, Übersetzer und Buchhändler, bevor er Schriftsteller wurde. Er war 35, als sein erstes Buch veröffentlicht wurde.” WELT ONLINE

6. [?] “… fesselt schon lange die Menschen mit seinen Geschichten. Sein bewegtes Leben als Schulabbrecher, Großhandelskaufmann, Buchhändler, Kunsthändler, Werbetexter und Bibliothekar gab ihm genügend Stoff, um tausend Leben und Tode zu beschreiben.”  hamburg-magazin.de

7.  “Schon 1627 hatte der berühmte Bibliothekar [?] erklärt, eine Sammlung von 50 000 Büchern sei noch keine Bibliothek, genauso wie eine Ansammlung von 30 0000 Menschen noch lange keine Armee bilde. Erst die logische Anordnung der Bücher, und damit die Auffindbarkeit eines Buches, … mache die Bibliothek aus.” WELT ONLINE

gp

Lady Gaga: “Ich bin eine Bibliothekarin!”

Diese Selbsternennung steht in der aktuellen Ausgabe von „V Magazine“. In ihrer ersten Kolumne schreibt die 25jährige New Yorkerin:

 “Glam culture is ultimately rooted in obsession, and those of us who are truly devoted and loyal to the lifestyle of glamour are masters of its history. Or, to put it more elegantly, we are librarians.”

 Ihre berufliche Qualifikation begründet sie mit ihrem  Wissen über Design, Malerei, Kunst und Musik. Verinnerlicht hat sie den umfangreichen Stoff ihrer Out-Fit-Bibliothek durch jahrelanges studieren und analysieren. Gaga: “Raus mit den Bibliotheksausweisen, dies ist eine Lesung!” heißt es im Text, „oder sind sie abgelaufen?”

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Bibliothekarin Mandi Kaye führt fünf Gründe ins Feld, warum Gaga gar keine Bibliothekarin sein kann, z.B. Nr. 5: „Bibliothekarinnen interessieren sich überhaupt nicht für Mode”.

Dies wiederum ist auch nicht ganz richtig, läuft doch in den USA gerade die Suche nach „America’s most glamourous librarian“.

Die bibliothekarisch-musikalische Antwort auf  Lady Gaga wurde schon letztes Jahr gegeben.

gp