Ich lese gerade…„6 Uhr 41″ von Jean-Philippe Blondel

20150130_140956
Wieder mal ein „Book to go”. Ein kleiner tiefgründiger Roman.
Der Klappentext bezeichnet ihn als „Kammerspiel im Zugabteil“ und das trifft es vollkommen!
Die Situation kennt wohl jeder, man sieht sich nach Jahrzehnten urplötzlich wieder und man fragt sich, will ich das überhaupt, denn der damalige Abschied war schmerzhaft.
Was sagt man jemandem nach so langer Zeit?
Neugierig geworden?

lab

Ich lese gerade…„Die Chance” von Stewart O’Nan

20150127_163420
Ich liebe die Romane von Stewart O’Nan, das einfach vorweg – Und jeder fällt anders aus.
In seinem neuesten Roman „Die Chance“ geht es um das Leben eines Langzeitehepaars, über die Liebe, um die Fähigkeit zu verzeihen und um vieles mehr! Also ein klassischer Eheroman.
Die letzte Chance dem finanziellen Ruin zu entweichen ist der Roulettetisch. Auch um den Erhalt der gemeinsamen Liebe gilt es zu kämpfen.
Es ist nicht sein bester Roman, aber trotzdem noch auf einem sehr hohen Niveau und hebt sich auf jeden Fall vom Mainstream ab.
Ich empfehle, unbedingt “Emily, allein“ oder „Letzte Nacht“ zu lesen, schaut einfach in unseren Katalog.
Natürlich haben wir alles 🙂

lab

Ich lese gerade…„Die Wahrscheinlichkeit des Glücks” von Gisa Klönne

20150127_163347
Gisa Klönne, primär durch ihre spannenden Kriminalromane bekannt, legt hier nun ihren zweiten Familienroman vor.
Ein Buch, das die Gegenwart mit der Vergangenheit verbindet. Hierbei wird die Geschichte Siebenbürgens, thematisiert am Beispiel zweier Familien, beschrieben.
„Die Wahrscheinlichkeit des Glücks“ ist leicht und flüssig zu lesen.

Empfehlenswert für historisch interessierte Leser 🙂
lab

Ich lese gerade…„Geschenkt” von Daniel Glattauer


Daniel Glattauer gelingt es erfolgreich an seinen E-Mail-Roman „Gut gegen Nordwind“ anzuknüpfen.
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich 2011 in Braunschweig abspielte. Ein Unbekannter schickte immer wieder Geldspenden an Bedürftige. Das „Wunder von Braunschweig“ spielt jetzt in Wien und erzählt über das Geben und Nehmen.
Der Protagonist ist anfangs eher ein Versager, entwickelt sich jedoch zu einem verantwortungsvollen und fürsorglichen Menschen, der sein Leben ändert und plötzlich offen ist für eine neue Liebe und eine herzliche Beziehung zu seinen beiden Kindern aufbaut.
Das alles gepaart mit ungeheurem Wortwitz und einer Spur Zynismus macht diesen Roman einfach lesenswert.
Unterhaltung pur!

lab

Ich lese gerade…„Mitternachtsweg” von Benjamin Lebert

20150121_124301
Benjamin Lebert liefert hier einen grossartigen Schauerroman, der auf drei Erzählebenen basiert.
Zum einen der Journalist Peter Maydell, der hintergründige Geschichten liebt. Dann ein junger Historiker Johannes Kielland, der eine junge Dame kennen lernt, die von Toten und dem Mitternachtsweg erzählt. Beide sind fasziniert von den Ereignissen und verfallen zunehmend der Geschichte.
Spannend wie ein Krimi mit bemerkenswerter Tiefgründigkeit!
Die Geschichte ist einfach einzigartig.

lab

Ich lese gerade… “Augustas Garten” von Andrea Heuser

Augustas Garten
Andrea Heuser, die sich bisher durch ihr lyrisches Werk hervorgetan hat, legt hier einen erstklassigen Debütroman vor.

Wie fühlt sich ein sechsjähriges Mädchen, dass plötzlich von seinem Vater getrennt wird. Auf die Frage, wann sie endlich wieder nach Hause fahren, antwortet die Mutter nur mit einem unbestimmten „Bald“.
Ein Roman, der nicht nur die Beziehung von Mutter und Tochter beschreibt, sondern auch das Schweigen und Verschweigen.
Einfühlsam und voller Poesie schildert Andrea Heuser die Grenze zwischen Beschützen und Verdrängen.
Wie kann ein Buch so traurig und gleichzeitig so schön sein?


lab

Lesetipp und Literaturkreis zu “Ostende” von Volker Weidermann

Volker Weidermann: Ostende
Volker Weidermann: Ostende

 
Volker Weidemann, Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, beschreibt mit großem Detailwissen die Freundschaft zwischen Stefan Zweig und Joseph Roth.
Eine Hommage an unsere deutschsprachigen Exilautoren, gleichzeitig auch eine Ode an das Schreiben und Lesen.
Eine schmale, gut lesbare Novelle!
Handlungsort ist Ostende 1936, hier trifft sich eine Gesellschaft der Stürzenden. Bedeutende Autoren wie Hermann Kesten, Egon Erwin Kisch, Ernst Toller, Arthur Koestler… kommen zu Wort. Sie haben alles verloren, ihre Bücher sind verboten, werden auch im Ausland kaum verlegt.
Auch gibt es ein Wiedersehen mit Irmgard Keun, damalige Geliebte von Joseph Roth. Sie lebte zuletzt in Köln und erlebte noch einmal einen kurzen Durchbruch in den 80er Jahren. Ihr Buch „Das kunstseidene Mädchen” wurde 2003 das erste Buch für die Stadt Köln.
Im letzten Kapitel „Mystery Train“ verfolgt Weidermann die Lebenswege der Autoren bis zum Lebensende und das berührt wirklich!
 
Keine Lust selbst zu lesen? Dann lass doch lesen! 😀 Am 9.1.2015 von 10-12 Uhr wird das Buch in der Stadtteilbibliothek Neubrück im Rahmen des Literaturkreises besprochen. Herzliche Einladung dazu.

lab

Literaturtipp: Cecilie Enger – Die Geschenke meiner Mutter

„Ich war schon lange darauf vorbereitet, dass der Tag kommen würde, aber nur als ein Tag in ferner Zukunft.” (1)
So beginnt der neue Roman von Cecilie Enger, wo sie den langsamen geistigen Abbau ihrer Mutter wohltuend vorsichtig beschreibt.
Hierzulande ist Cecilie Enger relativ unbekannt. Sie studierte Geschichte, Norwegisch und Journalismus. 1994 legte sie ihr Romandebüt vor und erhielt seit dem etliche Preise.
Die „Geschenke meiner Mutter” ist ein wunderbarer Roman, leise und berührend. Die Mutter ist an Alzheimer erkrankt und beim Auflösen des mütterlichen Hausrates findet Cecilie einige Erinnerungsstücke und auch eine Liste mit akribisch notierten Weihnachtsgeschenken der letzten Jahrzehnte. Anhand dieser Erinnerungsstücke entsteht mosaikartig das Bild einer norwegischen Familie über mehrere Generationen. Da die Autorin auch Journalistin ist, befinden sich in diesem Roman historische wie auch aktuelle Bezüge zum politischen Leben in Norwegen.
Ein Buch nicht nur für die “Weihnachtszeit”. 🙂

wl

IMG_4503

(1) Zitat aus: Cecilie Enger: Die Geschenke meiner Mutter ; S. 9