Die zweite Hälfte meines Praktikums in der Stadtbücherei Köln bricht heute an. Mein Name ist Anna, ich bin 21 Jahre alt und FaMI-Azubi im zweiten Lehrjahr. Seit zwei Wochen verbringe ich meine schulfreien Tage zwischen Reiseführern und Gesetzen. Die Profis wissen jetzt, dass ich auf der ersten Etage der Zentralbibliothek gelandet bin =)
Normalerweise arbeite ich in der wunderschönen Bücherei in Frechen. (Liebste Grüße an unser Team =) )Wir sind viel kleiner als die Kölner Stadtbibliothek und darum wollte ich mal schauen, wie es ist, in einer großen Bibliothek zu arbeiten.
Vor dem Praktikum habe ich mich einige Sachen gefragt – Wird es eher langweilig oder spannend? Sind die Mitarbeiter nett? Geht man als Praktikant einfach unter? Darf ich den ganzen Tag Bücher einstellen? Wie ist das Klima zwischen den Mitarbeitern usw.
Jetzt nach der Hälfte der Zeit kann ich diese Fragen positiv beantworten =)
In den ersten Tagen hab ich mir zwar gedacht, na toll die Zeit würde ich besser in Frechen verbringen und die Sachen erledigen die auf meinem Schreibtisch sehnsüchtig auf mich warten. Aber nach und nach wurde ich davon überzeugt, dass sich diese vier Wochen doch lohnen.
Erstens, weil es spannend ist zu sehen, wie sich so ein großes Haus organisiert, dass es auch hier spontane Änderungen gibt und nicht alles in Stein gemeißelt ist. Unten im Bücherrückgaberaum, den die Besucher leider nicht sehen, ist es so ähnlich wie in einem Bienenstock, alle schwirren geschäftig hin und her, ich kann keine Ordnung erkennen, aber alle anderen wissen GENAU was zu tun ist. =) Sehr schön finde ich dafür dieses Beispiel –
Keine Beschriftung, keine Nummerierung, nichts. Trotzdem weiß jeder, außer mir, genau welches Hörspiel in welches Fach kommt. Und dass mit einer Selbstverständlichkeit, dass ich mir dumm vorkomme zu fragen. Ist es auch =) Die Antwort lautet nämlich prompt, das kommt doch da rein, und die zweite Schublade von unten rechts wird aufgezogen. Achso… da rein. Ich schätze, das geht am Anfang allen Neuen so, trotzdem gibt es keine richtige Beschilderung, man muss sich seinen Weg durch den Sortierdschungel suchen, und das ist auch okay, denn wenn man es am Ende der Schicht geschafft hat, alle Sachen wegzusortieren und auch auf Anhieb weiß in welches Regal die Mathematikbücher kommen, fühlt man ein Stolzgefühl =) Und die Kinder-DVDs kommen in die Schublade unten links, ist doch klar.
Zweitens durfte ich einen Tag in der Stadtteilbibliothek Bocklemünd verbringen – diese Zweigstelle ist zwar klein aber unendlich süß. Die Decke ist sehr hoch und aus hellem Holz, zwei Seitenwände sind aus Glas und man kann in einen Kindergarten-Garten schauen =) Außerdem ist das Buchangebot toll. Am liebsten würde ich mich für 2 Wochen dort einschließen und lesen…
Drittens habe ich an einer Bi-In-Führung teilgenommen, diese Kooperation zwischen der Bibliothek und Intergrationskursen hat mir sehr gut gefallen, die Kursteilnehmer werden in der Büchererei herumgeführt und machen eine Ralley. Dieses Projekt finde ich toll.
Viertens – und das ist auch der Grund für diesen Blogbeitrag – durfte ich gestern an einer Schulung über Web 2.0 teilnehmen. Die Stadtbibliothek bekam Besuch von Christoph Deeg, einem sehr ambitionierten Social Media Verfechter =) Zusammen mit den Web 2.0 Beauftragten der Stadtbibliothek und den anderen Azubis hat er uns motiviert und mit Ideen versorgt, wie wir es schaffen, unsere geliebten Büchereien nicht im Kampf gegen Google, Amazon, Wikipedia, das Internet allgemein usw. untergehen zu lassen. Dafür müssen wir ‘nur’ aus unserem Dornröschenschlaf aufwachen und ins Netz stürmen =) Diese Schulung war wirklich interessant – auch wenn ich nicht glaube, dass Google und Co eine Bücherei so schnell ersetzen können. Vielleicht (bestimmt) gibt es viele Informationen schneller im Internet, aber solange Wikipedia einem eins der wichtigsten Dinge, die man hier bekommt, nicht geben kann, müssen wir uns keine Sorgen machen.
Ich meine das freundliche Lächeln der Dame an der Ausleihe. Das verständnisvolle Kopfnicken der älteren Bibliothekarin, die einem hilft das Buch im Regal zu finden. Das schelmische Zwinkern des gutaussehnden Studenten in der Schlange vor einem. Die Mutter mit drei Kindern und Einkaufstüten, die dankbar lächelt, wenn man ihr den Aufzug aufhält.
Damit bin ich beim fünften und wichtigsten Grund warum es mir hier gut gefällt, die Nähe =) Das Klima hier ist wunderbar, natürlich weiß fast keiner meinen Namen, auf meinem Namensschild steht auch nur Auszubildende, nicht sehr hilfreich, aber das ist nicht schlimm. Menschen die ich noch nie gesehen habe, kommen morgens lächelnd-oder auch mal schlecht gelaunt in die Verwaltungsräume und geben einem das Gefühl dazu zu gehören. Man bekommt Kaffee angeboten, wird gefragt ob man Hilfe braucht und alles ist gut =)
Liebste Grüße Anna