Es geschieht nicht tagtäglich, dass in unseren Räumlichkeiten aufwändige Elektropop-Konzerte stattfinden und Laser zucken. Aber am 27. Januar kam airman! Schon ab 11 Uhr gab es emsiges Treiben in unserer Q-thek. Transporter rollten an, Kisten in allen Größen wurden entladen, Kabel schlängelten sich durch den Raum, Stromkreise wurden angezapft und eine Schar von Beamern ging in Stellung. Langsam nahm alles Gestalt an und die Masse an Equipment zog sich entweder auf die Bühne oder an den Steuertisch zurück. Der ganze Prozess samt anschließender Veranstaltung wurde von einer Webcam in Standbildern aufgezeichnet und live auf airmans Homepage übertragen. Hier der Tag im Zeitraffer:
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Um 18.30 Uhr begann sich die Q-thek zu füllen. Gleich neben den Merchandise-Artikeln von airman und unserem Getränkestand wartete eine kleine Technikspielerei à la Minority Report auf die Besucher. Wer wollte konnte den Leap Motion Controller ausprobieren, der seit Sommer 2013 auf dem Markt ist. (Test Englisch | Test Deutsch) Ähnlich der Kinect nimmt er Bewegungen im dreidimensionalen Raum wahr und ermöglicht so die Gestensteuerung für einen PC. In der Midnight-App, die den größten Teil des Abends lief, steuerte man Lichtpartikel auf dem Monitor, die je nach Anzahl der benutzten Finger andere Schwarmformen annahmen. Benutzte man alle 5 Finger wurde die gesamte Form in Slow Motion versetzt und konnte ganzheitlich gedreht und gewendet werden. In dieser Form sicherlich eine Spielerei und auch noch nicht ganz ausgereift, aber eine Technologie mit Potential.
Bevor das Konzert begann, sprach Stefan Vallbracht aka airman zunächst über die Philosophie und die Technik hinter seiner Show. Für elektronische Musik verwenden in Minimalausstattung viele einen Laptop – dabei wird dem Zuschauer jedoch jeder Bezug zu den Klängen genommen und auch optisch hat diese Darbietung wenig zu bieten. Statt bewegungslos auf der Bühne zu sitzen, möchte der Kölner mit seinem Elektropop-Soloprojekt elektronische Musik sichtbar machen und durch seine unzähligen Steuerungsmöglichkeiten ein menschliches Element einbringen. Unter seinen Controllern befinden sich so außergewöhnliche Geräte wie z.B. Wind-Controller, eine Laserharfe und Wiimotes. Die an den Instrumenten ausgeführten Gesten und Tastenanschläge werden über die MIDI-Schnittstelle digitalisiert und an PCs oder Klangerzeuger weitergeleitet – eine Übertragung die auch kabellos über WLAN erfolgen kann. Abgesehen von seinen eigenen Gadgets stellte Stefan noch eine ganze Reihe anderer MIDI-Controller vor: beim Ribbon Controller werden Töne durch Berührungen entlang einer Leiste erzeugt, beim AirPiano reichen Handbewegungen über dem Instrument, die Marimba Lumina wird mit Schlägeln bedient, die Eigenharp enthält sowohl Wind- als auch Ribbon Controller und wertet sogar den Druck und die Fingerbewegungen aus, die der Musiker auf ihren Buttons vollführt. Wer kein fertiges Instrument kaufen möchte, kann sich seinen MIDI-Controller auch basteln, z.B. mit einem Arduino-Mikrocontroller. Für die Zukunft erhofft sich Stefan einen Wechsel von der mittlerweile über 30 Jahre alten MIDI-Schnittstelle auf OSC (Open Sound Control) und eine Standardisierung dieses Datenübertragungsprotokolls. Seine Show soll außerdem durch Pyrotechnik und großflächige, interaktive Bildschirme bereichert werden.
Das 90-minütige Konzert nahm die Zuschauer mit auf eine Reise durch Raum und Zeit – mit Zwischenmoderationen in Form von Flugzeugdurchsagen. Parallel zu einer Mischung aus SynthPop, Trance, Avantgarde und Trip-Hop, zündete airman ein Feuerwerk von Lichteffekten, Laserstrahlen und Projektionen. Je nach Lied schlüpfte er in besondere Kostüme: von seiner weiß-roten Kapitänskombo über den Matrixmantel zum Astronautenhelm. Neben den schon erwähnten MIDI-Controllern steuerte airman bei “Buddhas Puppet” per Datenhandschuh den Gesang eines virtuellen Mönchs und zückte bei mehreren Liedern die Keytar. Ruhigere Töne lieferte der Song “Weitergehen”, der Stefans verstorbener Mutter gewidmet ist. Während des Liedes wurden Blumen im Publikum verteilt. Neben den von ihm selbst komponierten Stücken spielte airman auch “Oxygene 8” von Jean Michel Jarre – natürlich auf der Laserharfe!
Nach dem Konzert klang der Abend bei einer Lasershow aus. Abgestimmt zur Musik von “Ameno” oder den “Pirates of the Caribbean” durchschnitten Laserstrahlen den benebelten Raum und erzeugten Farbwände, die fast greifbar schienen.
Unser Dank geht an airman und seine Schar der Helfer (wenn ihr airman im Bereich Booking unterstützen möchtet, kontaktiert ihn über seine Homepage), an KMC Conrad für die Laser und weiteres technisches Equipment und natürlich an das Hochschulradio Kölncampus für ihre PR-Unterstützung!
Das Elektropop-Konzert war Teil der Veranstaltungsreihe geeks@cologne der Stadtbibliothek Köln. Weiter geht es im März mit einem Web-2.0-Thema, die Ankündigung erfolgt demnächst. Alle Infos zur Reihe finden sich auf geekscologne.mixxt.de. Wenn ihr euch auf der Seite anmeldet, werdet ihr immer per E-Mail informiert, wenn eine neue Veranstaltung angekündigt wird.
(ba)